Rechner in Merkels Bundestagsbüro war infiziert

Hacker verschickten verseuchte Mails unter Namen der Kanzlerin / Erneuerung des IT-Netzwerks im Bundestag könnte zwei Jahre dauern / Auch Landtage von Angriffen betroffen

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Update 14.50 Uhr: Die Erneuerung des IT-Netzwerks im Bundestags könnte bis zu zwei Jahre dauern. Das meldet die »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« unter Berufung auf Sicherheitsfachleute. Unter anderem müsse die gesamte Software des Bundestags ausgetauscht werden. Diese Aufgabe soll nach Informationen der »FAS« das Unternehmen T-Systems übernehmen, das zur Deutschen Telekom gehört.

Rechner in Merkels Bundestagsbüro war infiziert

Berlin. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist offenbar von dem Cyber-Angriff auf den Deutschen Bundestag persönlich betroffen. Ein Rechner aus ihrem Bundestagsbüro sei einer der ersten, bei dem ein Schadprogramm, ein sogenannter Trojaner, gefunden worden sei, berichtete die »Bild am Sonntag«. Ein Sprecher der Unionsfraktion wollte dies demnach »weder bestätigen noch dementieren«.

Der Zeitung zufolge haben Hacker den Namen von Merkel auch für das Versenden von infizierten Mails benutzt. Bei Bundestagsabgeordneten sei vor einigen Tagen eine Mail im Postfach mit dem Absender »Angela Merkel« eingegangen. Im Betreff ging es um eine Einladung zu einer Telefonkonferenz. Der Link in der E-Mail war demnach infiziert. Die Bundestagsverwaltung warnt die Parlamentarier im Intranet vor den falschen Merkel-Mails.

Bis Freitagnachmittag wurde der Trojaner dem Bericht zufolge auf 15 Computern festgestellt, die an das Bundestagsnetzwerk angeschlossen sind. Bei fünf Computern sei ein Datenabfluss nachgewiesen worden.

Hacker-Attacken auf Landtage sind keine Seltenheit

Nicht nur der Bundestag ist Opfer einer Cyber-Attacke geworden - auch die Landesparlamente kämpfen regelmäßig mit Hacker-Angriffen. Allerdings sind diese bei weitem nicht so massiv, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. IT-Experten in den Ländern gehen unterschiedliche Wege, um die Systeme zu schützen.

Auf das Computernetzwerk des Landtags von Nordrhein-Westfalen werden nach Angaben eines Sprechers fast jeden Tag Angriffe gestartet. Dazu zählen allerdings auch Spam-Mails. Im August 2014 fand ein Virenscanner auf einem Landtagsrechner der Piratenfraktion eine Spähsoftware. Dabei handelte es sich nach Angaben eines Sprechers der Piraten um ein Programm, das Passwörter herunterladen kann.

In Niedersachsen registriert das Innenministerium eine Zunahme gezielter und professionalisierter Angriffe auf das Netz der Landesverwaltung, wie eine Sprecherin sagte. Die Verwaltung hatte erst im vorigen Herbst auf mehreren tausend Rechnern mit der Installation neuer Browser-Versionen von Mozilla (Firefox) und Google (Chrome) eine akute Sicherheitslücke geschlossen. Sie hätte es Angreifern potenziell ermöglicht, sichere Verbindungen mit anderen Websites vorzutäuschen.

Der Landtag im Saarland war in der Vergangenheit bereits Ziel zahlreicher Hacker-Attacken, wie Landtagspräsident Hans Ley mitteilte. Mit stets aktueller Sicherheitssoftware seien sie bisher immer rechtzeitig erkannt und erfolgreich abgewehrt worden. Auch würden die Mitarbeiter der Verwaltung regelmäßig sensibilisiert.

Auch auf den bayerischen Landtag gab es bereits Angriffe. »Jede größere Organisation ist laufend kleineren Attacken aus dem Netz ausgesetzt, so auch wir«, sagte ein Sprecher. »Das war bislang nicht problematisch, darf aber keinesfalls unterschätzt werden.« Die IT-Systeme des Landtags seien über die Sicherheitsinfrastruktur des bayerischen Behördennetzes geschützt.

Dass Angreifer enorme Schäden verursachen können, musste die Landesregierung von Sachsen-Anhalt 2013 mit ihrem Portal www.sachsen-anhalt.de erleben. Ein Hacker legte die Seite damals zeitweise lahm. Auch die Landtags-Webseite baut auf dieser Plattform auf. Durch eine Sicherheitslücke war ein schädlicher Code in
die Datenbank eingeschleust worden - wochenlang gab es daraufhin
Ausfälle. Dahinter steckte ein Schüler aus Hamburg.

Der Landtag in Hessen sieht sich gegen Angriffe durch Hacker gut gerüstet. Zu den Schutzmechanismen des Computersystems gehörten mehrstufige Firewalls und professioneller Virenschutz, teilte das zuständige Innenministerium in Wiesbaden mit. Für die Kosten der übergreifenden IT-Sicherheit hat Hessen im vergangenen Jahr rund neun Millionen Euro ausgegeben.

Beim Berliner Abgeordnetenhaus wurden bislang keine Hacker-Angriffe registriert. Alle sicherheitsrelevanten Daten seien ohnehin auf Rechnern, die nicht an das Internet oder Hausnetzwerk angeschlossen seien, erklärte eine Sprecherin. Das gelte beispielsweise für die Unterlagen von Untersuchungsausschüssen.

Das Bremer Landesparlament schätzt die Gefahr eines Hackerangriffs gering ein. Bisher seien keine gezielten Angriffe auf die IT-Infrastruktur der Bürgerschaft registriert worden, sagte ein Sprecher.

Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern war nach Angaben eines Sprechers bisher kein Ziel eines solch massiven Cyber-Angriffs. Die Daten-Netze des Parlaments seien mehrfach unterteilt, um bei Manipulationsversuchen nicht komplett ausgeliefert zu sein. Zudem sei eine zusätzliche Firewall im landeseigenen Datenverarbeitungszentrum vorgeschaltet. Agenturen/nd

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