Athen geht auf Gläubiger zu
Regierung zu Verhandlungen bereit / EU-Kommission brach Gespräch ab
Berlin. Die SYRIZA-geführte Regierung ist im Streit mit den Gläubigerinstitutionen um ein Reformpaket »jederzeit« bereit, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wie das Büro von Ministerpräsident Alexis Tsipras am Montag mitteilte, wartet die Regierung auf eine entsprechende »Einladung der Institutionen« und werde positiv darauf reagieren. Kurz zuvor wurde zudem bekannt, dass Griechenland die Vorgabe der Gläubiger akzeptieren wolle, in diesem Jahr einen Primärüberschuss von einem Prozent zu erreichen.
Die EU-Kommission hatte ein Treffen mit Vertretern Griechenlands, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds am Sonntagabend in Brüssel wegen »erheblicher Differenzen« ergebnislos beendet. »Es liegt jetzt ausschließlich an der griechischen Seite, auf das großzügige Angebot der drei Institutionen einzugehen«, sagte der Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Auch EZB-Chef Mario Draghi sieht den Ball »unbestreitbar im Feld der griechischen Regierung«. Der Europaabgeordnete Fabio De Masi (LINKE) kritisiert dagegen die Gläubiger. »SYRIZA hat 47 Seiten Reformen geliefert. Die Gläubiger haben mit fünf Seiten Kürzungsmist geantwortet«, so De Masi gegenüber »nd«.
Unterdessen weitet sich der Streit in der SPD über die Haltung der Bundesregierung zu Tsipras aus. Generalsekretärin Yasmin Fahimi verteidigte die Aussagen von SPD-Chef Sigmar Gabriel, die SYRIZA-geführte Regierung verhalte sich unverantwortlich gegenüber »deutschen Arbeitnehmern und ihren Familien«. Juso-Vorsitzende Johanna Uekermann fordert indes ein Umdenken in der Krisenpolitik. »Es reicht mir mit den Betonköpfen, die noch immer an ihrer gescheiterten Sparpolitik für Griechenland festhalten«, so Uekermann zum »nd«. Agenturen/nd Seite 2
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.