Volle Pulle Pride
Planungen für den diesjährigen CSD am 27. Juni laufen auf Hochtouren / Die Finanzierung ist gesichert
Am 27. Juni wird es wieder laut, schrill und extravagant: der 37. Christopher Street Day (CSD) wird Berlin auch in diesem Jahr in die Farben des Regenbogens tauchen. Unter dem Motto »LGBTI-Rechte sind Menschenrechte - Wir sind anders. Wir sind gleich.« werden Tausende Demonstranten erwartet, die mit bunt geschmückten Umzugswagen über den Kürfürstendamm vor das Brandenburger Tor ziehen und lautstark für Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben sowie sexuelle Vielfalt demonstrieren wollen. Neben der Abschlusskundgebung wird auf der Straße des 17. Juni das »Pride Village« mit Infoständen und einem Sport- und Familienbereich stattfinden. Tourismusverbände rechnen mit rund 1,5 Millionen Gästen aus Deutschland und aller Welt.
Organisiert wird die Parade vom Berliner CSD e.V. sowie anderer schwul-lesbischer Verbände. »Die Unterstützung für den CSD war in der Politik und in der Community noch nie so groß wie in diesem Jahr. Dank großzügiger Spenden von Einzelpersonen und Unternehmen sind wir finanziell abgesichert«, erklärt David Staeglich, Vorstandsmitglied im CSD e.V.. So konnten durch Gespräche mit den Bezirksbürgermeistern von Charlottenburg-Wilmersdorf, Tempelhof-Schöneberg und Mitte, durch die der Umzug ziehen wird, lokale Unternehmen als Unterstützer gewonnen werden. Das sei ein Novum, so Staeglich. Am gestrigen Donnerstag hatten die CSD-Veranstalter zum Pressegespräch ins Berliner Abgeordnetenhaus geladen. Neben der Vorstellung des neuen Demonstrationskonzeptes wurde das Gespräch mit Vertretern der im Parlament vertretenen Parteien gesucht. Das Ergebnis ist ein großer Schulterschluss: Über alle Parteigrenzen hinweg findet der CSD Unterstützung. »Der CSD ist ein großer Gewinn für Berlin. Wir begrüßen ausdrücklich, dass es in diesem Jahr wieder eine große und gemeinsame Demonstration geben wird«, sagt Stefan Evers, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender. Sowohl Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) als auch Innensenator Frank Henkel (CDU) wollen sich am Aufzug beteiligen.
Im vergangenen Jahr hatte es unter den Organisatoren im Vorfeld der Parade Streit um die politische Ausrichtung und finanzielle Ressourcen gegeben. Am Ende kam es zur Spaltung. Neben einem großen Umzug gab es noch einen »alternativen« CSD. Die Differenzen seien jetzt aber überwunden und die Streitthemen wurden in vielen Gesprächen geklärt, wie die Veranstalter betonen.
Auch wenn der interne Zwist beim CSD e.V. behoben sein mag, wird es in Berlin dennoch wieder einen parallelen Umzug in Kreuzberg geben. Die Veranstalter dieser wesentlich kleineren Demonstration, zu dem vor allem linke LGBTI-Gruppen aufrufen, werfen dem »Mainstream CSD« eine zu große Kommerzialisierung und Nähe zum Parteiensystem vor. Zudem stünden nicht mehr politische Forderungen, sondern Party und Konsum im Vordergrund, wie es auf der Website heißt. Diesen Vorwurf wollen sich die Organisatoren des CSD aber nicht gefallen lassen. »Politische Statements stehen bei unserem Umzug an erster Stelle«, sagt Staeglich. So sieht das neue Demonstrationskonzept vor, dass an der Spitze der Parade kleinere Gruppen laufen, die so auch ohne große Trucks ihre Inhalte auf die Straße tragen können. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf Flüchtlingen, die in ihren Heimatländern aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden.
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