Diakonie-Präsident: Freie Länderwahl für Flüchtlinge
Ulrich Lilie: Auch dann würde Deutschland nicht »überflutet« / Verteilung nach Quoten oder Dublin-Abkommen funktioniere nicht
Berlin. Asylbewerber sollten nach Ansicht von Diakonie-Chef Ulrich Lilie frei wählen können, in welches europäische Land sie wollen. Eine solche Regelung würde nicht bedeuten, dass Deutschland »überflutet« werde, sagte Lilie dem Sender Deutschlandradio Kultur am Samstag. Die derzeitigen Mechanismen und auch die von der EU angestrebte Verteilung der Flüchtlinge auf einzelne Länder nach Quoten, funktionierten nicht. Bisher muss gemäß Dublin-Abkommen ein Flüchtling in dem Land einen Asylantrag stellen, in dem er zuerst ankommt.
Die Menschen gingen dorthin, wo sie Anknüpfungspunkte hätten, etwa Verwandte oder Landsleute, oder wo sie sich bessere Lebenschancen erhofften, sagte der Präsident des Diakonischen Werkes. Daher werde auch der Quotenplan der EU zur Verteilung nicht aufgehen.
Tatsächlich seien in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als 12.000 Flüchtlinge aus 28 Staaten eingereist, von denen weniger als 1.000 abgeschoben wurden, so Lilie. Die Bundesrepublik gehöre zu den beliebtesten Zielländern von Flüchtlingen. Durch seinen Vorschlag der freien Wahl des Gastlandes sieht Lilie dennoch »kein logistisches Problem« aufkommen. Man könne differenzieren, indem einzelne EU-Länder etwa Menschen aus bestimmten Herkunftsländern aufnähmen. Dies könne man auch erst einmal mit bestimmten Gruppen ausprobieren, beispielsweise mit minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen, regte der Präsident des evangelischen Sozialwerks an.
Lilie steht seit fast einem Jahr an der Spitze des Diakonischen Werks. Der Wohlfahrtsverband vertritt bundesweit rund 28.000 evangelische Sozialeinrichtungen. epd/nd
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