Islamisten wollen Kobane zurückerobern
Islamischer Staat begann Offensive gegen Kurdenstadt
Nach ihren jüngsten militärischen Rückschlägen hat die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) überraschend eine Offensive zur Wiedereroberung der nordsyrischen Kurdenstadt Kobane begonnen. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, verübten die Kämpfer am Donnerstag drei Selbstmordanschläge an einem Grenzübergang zur Türkei und lieferten sich schwere Gefechte mit Regierungssoldaten. Gleichzeitig eroberte der IS Teile der nordsyrischen Provinzhauptstadt Hassake.
Laut den Angaben der Beobachtungsstelle, die von unabhängiger Seite nicht überprüft werden können, begann der IS seine Offensive in Kobane gegen 5 Uhr Ortszeit mit einem Selbstmordattentat am türkischen Grenzübergang Mursitpinar. Gegen Mittag und nochmals gegen 13 Uhr sprengten sich zwei weitere Selbstmordattentäter dort in Autos. Bei dem ersten Anschlag seien fünf Menschen getötet worden. In der Türkei wurden nach Behördenangaben 41 Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert, von denen einer im Krankenhaus gestorben sei.
Der Beobachtungsstelle zufolge wurden zudem bei den Kämpfen in Kobane mindestens acht Dschihadisten und insgesamt zwölf kurdische Kämpfer und Zivilisten getötet. Der örtliche kurdische Behördenvertreter Idris Nassan bestätigte den Einmarsch der Dschihadisten. Sie würden sich für ihre Niederlage rächen und versuchen, Verwirrung zu stiften, »um die Kurden zur Flucht zu bewegen«. Laut Beobachtungsstelle trugen die einrückenden Truppen Uniformen der syrisch-kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG). Diese hatten Kobane nach viermonatigen Kämpfen gegen den IS im Januar zurückerobert. Sie hatten dabei Unterstützung durch Luftangriffe einer US-geführten Militärallianz. Der kurdische Milizionär Arin Schechmos sagte, IS-Kämpfer in YPG-Uniformen seien früh morgens von der Türkei aus eingerückt, »über die Grenzübergänge und deren Umgebung«.
Die türkischen Behörden bestritten, dass Dschihadisten über die türkisch-syrische Grenze gekommen seien. Vielmehr seien sie aus der syrischen Stadt Dscharablus nach Kobane vorgerückt, erklärte das Büro des Gouverneurs der Grenzprovinz Sanliurfa. Westliche Staaten werfen der Türkei regelmäßig vor, Dschihadisten ungehindert in beide Richtungen reisen zu lassen.
Seit seiner Verdrängung aus Kobane hat der IS mehrere Niederlagen erlitten, zuletzt vertrieben die Kurden die Dschihadisten am 16. Juni aus der strategisch wichtigen Grenzstadt Tal Abjad. Die YPG rückten seitdem weiter in Richtung von Raka, der De-facto-Hauptstadt des IS, vor.
Laut Charles Lister vom Institut Brooking Doha Centre veranlasste der Kurden-Vormarsch auf Raka den IS zur Gegenoffensive. Dabei habe er seine übliche Strategie angewendet, die Gegner mit unerwarteten Angriffen zu verwirren. Im Dorf Barech Butan nahe Kobane richteten IS-Kämpfer der Beobachtungsstelle zufolge mindestens 23 Kurden hin. AFP
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