Studie: Deutsche werden weniger und älter

Stadtstaaten mit deutlich mehr Einwohnern, ländliche Räume mit großen Verlusten

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Die Deutschen werden immer älter. Und innerhalb des Landes gibt es deutliche Verschiebungen. Mit Folgen, wie eine neue Studie zeigt. So werde in ländlichen Räumen schwer, die Infrastruktur aufrecht zuerhalten.

Gütersloh. Die Bevölkerungszahlen in Deutschland entwickeln sich laut einer Studie in den kommenden 15 Jahren extrem auseinander: Während ländliche Regionen in teils dramatischem Umfang Einwohner verlieren, wachsen städtische Ballungsräume. Folge: Auf dem Land wird es immer schwieriger, eine funktionierende Infrastruktur etwa bei Nahverkehr oder ärztlicher Versorgung sicherzustellen. Darauf weist die Bertelsmann-Stiftung in einer am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichten Untersuchung hin.

Demnach schrumpft die Bundesrepublik bis 2030 um eine halbe Million Einwohner. Das bedeutet ein Minus von 0,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2012. Während Sachsen-Anhalt (minus 13,6 Prozent) und Thüringen (minus 9,9) stark verlieren, können sich die Stadtstaaten Berlin und Hamburg mit 10,3 und 7,5 Prozent über große Zuwächse freuen. Zudem werde Deutschland immer älter.

Die Stiftung warnt vor dramatischen Folgen für den ländlichen Raum. »Es wird für schrumpfende und alternde Regionen immer schwieriger, eine gute Infrastruktur zu gewährleisten«, sagte Brigitte Mohn vom Vorstand der Bertelsmann-Stiftung. Denn auch einwohnerschwache Regionen müssten flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene medizinische Versorgung bieten.

Als Negativbeispiel nennt die Studie Hoyerswerda in Sachsen, Bitterfeld in Sachsen-Anhalt oder Roßleben in Thüringen. Hier sollen in 15 Jahren ein Viertel weniger Menschen als noch 2012 leben. Einen Bevölkerungszuwachs um mehr ein Viertel gibt es dagegen in Unterföhring bei München, Ilvesheim im Rhein-Neckar-Gebiet und im brandenburgischen Teltow im Berliner Speckgürtel.

Mit Blick auf die prognostizierte Altersstruktur der Bevölkerung warnt die Studie vor Versorgungslücken für ältere Menschen. Kommunen müssten sich auf einen erhöhten Pflegebedarf einstellen. 2030 sind demnach mehr als die Hälfte der Deutschen älter als 48,1 Jahre - 2012 lag dieses sogenannte Medianalter noch bei 45,3 Jahren. Auch bei diesem Wert zeigt die Studie große Schwankungen je nach Region. In Berlin und Hamburg wird das Medianalter 2030 mit 43 Jahren am niedrigsten sein, am höchsten soll es in Brandenburg, Sachsen-Anhalt (beide 53) und Mecklenburg-Vorpommern (52,6) sein.

Der Blick in einzelnen Kommunen zeigt: München, Unterföhring und Münster in Westfalen werden die jüngsten Städte sein. Eine besonders alte Bevölkerung sollen 2030 Bad Füssing in Bayern, Guben in Brandenburg und Grömitz in Schleswig-Holstein haben.

Die Zahl der über 80-Jährigen steigt bis dahin bundesweit um fast 50 Prozent auf über 6,3 Millionen. Auch Städte wie Berlin mit einer jungen und wachsenden Bevölkerung müssen sich auf ein starkes Plus bei dieser Altersgruppe einstellen.

2030 wird die Hauptstadt rund drei Viertel mehr über 80-Jährige haben. Einen starken Anstieg bei dieser Altersgruppe gibt es auch in Schleswig-Holstein (+69 Prozent) und Brandenburg (+61 Prozent). Moderater geht es im Saarland (+32) und Nordrhein-Westfalen (+36) zu.

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