Kein Dauerschutz
Bernd Kammer freut sich über den Erhalt der DDR-Moderne am Alex
Denkmal- statt Abrissliste: Mehr als 20 Jahre nach dem Tabula-Rasa-Plan für den Alexanderplatz hat das Landesdenkmalamt das Gebäude des Berliner Verlags und das einstige Haus des Reisens unter Denkmalschutz gestellt, die Weltzeituhr gleich mit dazu. Seit Anfang der 90er Jahre waren beide Gebäude zusammen mit weiteren Bauten der DDR-Moderne noch als heiße Abrisskandidaten gehandelt worden, weil sie dem am Alex geplanten Hochhaus-Konglomerat im Wege standen.
Als vor zwei Jahren die Absicht bekannt wurde, die Bauten der DDR-Moderne unter Schutz zu stellen, wurden die Denkmalschützer als Investitions-Verhinderer und Verteidiger Pjöngjangs attackiert. Diese Stimmen sind zum Glück verstummt. Vielleicht aus Einsicht, dass es sich bei den Bauten um »Zeugnisse von künstlerischer, städtebaulicher und geschichtlich überragender Bedeutung« handelt, die für die Geschichte des geteilten Berlins stünden, wie Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erklärte. Vielleicht auch aus der Erkenntnis, dass der Erhalt gar keine Investitionen verhindert. Denn allenfalls bei zweien der geplanten zehn 150-Meter-Türme bestehen Chancen zu Realisierung. Die anderen werden vor allem durch die mangelnde Aussicht auf Rendite verhindert.
Falls sich das wieder ändert, könnte auch der Denkmalschutz für die DDR-Reste am Alex seine Schutzfunktion einbüßen. Denn gegen Investorenwillkür und politisches Entgegenkommen war in Berlin bisher nur selten ein Kraut gewachsen. Siehe das Ahornblatt auf der Fischerinsel, das einem tristen Allerweltskomplex aus Einkaufspassage und Hotel weichen musste. Zu hoffen ist, das sich das so leicht nicht mehr wiederholt.
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