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Grüner Pfeffer

Der Kampf um den Toursieg scheint entschieden, doch die Sprinter sind eng beisammen

  • Tom Mustroph, Rodez
  • Lesedauer: 3 Min.
John Degenkolb lässt seine Mannschaft einen ganzen Tag lang arbeiten. Den Etappensieg holt sich in einem schweren Finale jedoch der Belgier Greg Van Avermaet.

Die 13. Etappe sollte der Tagesabschnitt des John Degenkolb werden. Bereits im Oktober, als die Strecke der Tour de France veröffentlicht wurde, strich sich der Thüringer diese Fahrt vom Toulouse-Vorort Muret in die Kathedralenstadt Rodez ganz dick im Tourbuch an. «Zwei der Etappen zwischen den Pyrenäen und den Alpen sind vom Profil her für mich am besten von allen 21 geeignet», hatte Degenkolb «nd» verraten. Die Misserfolge der ersten Woche hatte er auch mit Blick auf diese Chancen noch halbwegs locker weggesteckt.Doch auch in Rodez klappte es wieder nicht mit dem Etappensieg. Irgendwer ist immer schneller bei der Tour. Am Freitag wurde Degenkolb hinter dem Belgier Greg Van Avermaet Vierter.

Um ihm die Arbeit zu erleichtern hatte sein Team Giant Alpecin zuvor unter drückender Hitze die Verantwortung für die Etappe übernommen. Ein, zwei Fahrer zeigten sich früh an der Spitze des Pelotons und hielten den Vorsprung von sechs Ausreißern immer im Rahmen. «Wir wollen heute die Etappe kontrollieren. Ich würde nicht sagen, dass unser Team bisher nicht erfolgreich war. Wir haben fast jede Etappe aktiv mitgestaltet. Aber das heißt natürlich nicht, dass wir uns nicht auch mal einen Etappensieg wünschen», sagte Teamchef Iwan Spekenbrink «nd» vor dem Start. Alle Kraft für den Doppelsieger von Mailand-San Remo und Paris Roubaix lautete daher die Devise.

Zuweilen bekamen die Männer in den schwarzen Trikots Hilfe von zwei bis vier Beinen aus der Tinkoff-Mannschaft. Die Angestellten des russischen Millionärs Oleg Tinkoff hatten gleichfalls ein Interesse daran, dass die Gruppe nicht zu weit enteilt und ihr Sprinter Peter Sagan sich den Etappensieg holt und zudem das Grüne Trikot des besten Sprinters verteidigt.

Der Slowake verbrachte zwar den Tag im grünen Leibchen. Er hatte es am Start und trug es auch über die Ziellinie. Unterwegs beim Zwischensprint war aber der Rostocker André Greipel in der Punktwertung virtuell an ihm vorbeigezogen. Scheint der Kampf ums Gelbe Trikot schon entschieden, so steckt in der Auseinandersetzung um Grün noch viel Pfeffer. Gleich vier Männer mit dicken Oberschenkeln kämpfen um das Leibchen - neben Sagan, Greipel und Degenkolb auch noch Sprint-Altstar Mark Cavendish.

Natürlicher Favorit ist Sagan, der das Sprintertrikot in den vergangenen drei Jahren immer bis nach Paris tragen konnte. In diesem Jahr ist der Kampf jedoch spannender. «Peter ist im Massensprint nicht so explosiv wie die anderen. Seine Stunde schlägt aber, wenn die Erschöpfung bei allen zunimmt», beschrieb Sean Yates, sportlicher Leiter Sagans, das Szenario. Tinkoff versucht das Rennen schon vor den Sprints hart zu machen, um Greipel & Co. keine Punkte zu ermöglichen. Auch am Freitag erhöhte Sagans Team immer dann das Tempo, wenn Greipel an Bergen zurückzufallen drohte. «Wir müssen unser Rennen so gestalten, dass wir Greipel, Cavendish und auch Degenkolb zermürben.

Ging der Plan beim Zwischensprint in Laboutierre noch nicht auf, war Sagans Team im Ziel umso erfolgreicher. Das Feld passierte die Sprintwertung noch kompakt, als sich Greipel neun Punkte holte und Sagan hinter Degenkolb nur sechs. Die Ziellinie überquerte Sagan nach einem knackigen Anstieg jedoch als Zweiter hinter Van Avermaet, während Greipel längst abgehängt war. Im Flachsprint ist André Greipel der Stärkste. Doch Sagan könnte am Ende wieder in Grün nach Paris fahren, selbst wenn er keine Etappe gewinnen sollte. Das hat ja auch John Degenkolb noch nicht geschafft. »Ich bin super enttäuscht«, sagte er nach der schweren Zieleinfahrt. »Ich muss mich beim Team entschuldigen, das die Ausreißer wieder eingefangen hat. Am Ende war der Berg doch zu hart für mich. Die Steigung wollte einfach nicht aufhören.«

Tom Mustroph, Radsportautor und Dopingexperte, berichtet zum 14. Mal für »nd« von der Tour de France.

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