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ver.di: Mehr Streiks wegen Angriffen von Unternehmern

IW-Studie: 2015 bringt ungewöhnlich viele Streiktage / Deutschland liegt aber immer noch im Mittelfeld / ver.di-Streikkasse gut gefüllt

  • Lesedauer: 2 Min.
Soviel Streik war selten, sagt das Institut der deutschen Wirtschaft. Die Gewerkschaft ver.di meint, das hat gute Gründe: Die Unternehmer zwängen ihnen die Arbeitskämpfe auf, siehe Deutsche Post.

Köln. Die jüngsten Streiks haben die deutsche Wirtschaft nach Berechnungen des unternehmernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) deutlich schwerer getroffen als Arbeitskämpfe früherer Jahre. Die Ausstände in den ersten sechs Monaten des Jahres hätten insgesamt rund 944.000 Arbeitstage gekostet, wie das Kölner Institut in einer am Montag veröffentlichten Studie schätzt. Insgesamt seien auf 1.000 Lohnabhängigen damit allein im ersten Halbjahr rund 26 Streiktage gekommen - mehr als viermal so viele wie 2014.

Auch gemessen an den Vorjahren ist die Steigerung beachtlich. In den vergangenen fünf Jahren zusammen waren insgesamt nur 14 Tage angefallen. Nach Angaben des IW hat 2015 vor allem der Streik bei der Deutschen Post den Anstieg verursacht. Überhaupt gehe ein Großteil der Streiks auf das Konto der Gewerkschaft ver.di. »Rund 80 Prozent aller Ausfalltage gingen im ersten Halbjahr auf das Konto der größten deutschen Dienstleistungsgewerkschaft«, heißt es beim IW. Über die IW-Untersuchung hatte am Wochenende die »Rheinische Post« berichtet.

Ein ver.di-Sprecher sagte am Montag in Berlin, es habe in diesem Jahr besonders scharfe Auseinandersetzungen gegeben. Dazu gehörten aber immer zwei Seiten. »Wir haben die Streiks nicht vom Zaun gebrochen, weil wir so gerne streiken«, sagte der Sprecher. Gerade bei der Post und im Öffentlichen Dienst habe es sehr grundsätzliche Streitfragen gegeben, abseits von traditionell weniger konfliktträchtigen Entgeltfragen. Das seien Sondersituationen gewesen, in denen ver.di auf Angriffe der Unternehmen reagieren musste.

Laut IW hat allein der Streik bei der Post ver.di rund 30 Millionen Euro gekostet. Geld, das die Gewerkschaft aus der Streikkasse nehmen muss, um den Verdienstausfall der Streikenden abzumildern. »Solche Summen reißen Löcher in die Streikkasse und dürften die Streiklaune daher erst einmal dämpfen«, heiß es in der Studie. Ver.di will die Kosten für die Streiks nicht beziffern. Jedes Jahr würden acht Prozent der Beitragseinnahmen zurückgelegt, das seien rund 32 Millionen Euro. Niemand müsse sich Sorgen machen, dass ver.di das Geld ausgehe.

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland allerdings gemessen an den Streiktagen trotz des Anstiegs ohnehin im Mittelfeld: 2014 kamen etwa in Finnland 71 Streiktage je 1.000 abhängig Beschäftigten zusammen, Spitzenreiter Dänemark zählte sogar 135 Streiktage. In der Schweiz gab es hingegen 2014 einen Streiktag pro 1.000 Beschäftigten. dpa/nd

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