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Atomkraft da Alemanha

Ein Korruptionsskandal beim AKW-Projekt Angra 3 erschüttert Brasilien

  • Georg Ismar, Angra dos Reis
  • Lesedauer: 2 Min.
In Brasilien wird mit deutscher Hilfe ein Atomkraftwerk gebaut. Doch nun gibt es dort Ärger: Wurde bei Angra 3 kräftig geschmiert?

Das auch in Deutschland umstrittene brasilianische AKW-Projekt Angra 3 wird von einem Korruptionsskandal erschüttert. Der bisherige Präsident des staatlichen Atomkonzerns Eletronuclear, Othon Luiz Pinheiro da Silva, wurde am Dienstag festgenommen worden. Ihm werde vorgeworfen, Schmiergelder in Höhe von 4,5 Millionen Reais (1,2 Millionen Euro) angenommen zu haben, berichtete die Zeitung »Folha de Sao Paulo«. Dabei geht es um die Vergabe von Bauaufträgen für den Reaktor im Zeitraum 2009 bis 2014.

Der Meiler soll eigentlich bis 2018 fertiggestellt werden. Seit 1975 gibt es ein deutsch-brasilianisches Atomabkommen, auf dessen Basis die ersten beiden Reaktoren in Angra 190 Kilometer südwestlich von Rio de Janeiro ans Netz gingen. Angra 2 (Leistung: 1350 Megawatt) war von der Kraftwerksunion gebaut worden, einem längst aufgelösten Konsortium von Siemens und AEG. Der Druckwasserreaktor, der im Jahr 2000 nach 20 Jahren Bauzeit ans Netz ging, entspricht wie der geplante dritte Reaktor dem gerade stillgelegten bayerischen AKW Grafenrheinfeld.

Bislang deckt Brasilien, das über Uranvorkommen verfügt, knapp drei Prozent des Strombedarfs aus AKW. Fast drei Jahrzehnte nach Planungsstart entschloss sich die Regierung von Präsident Luiz Inácio da Silva 2007, das inzwischen vier Milliarden Euro teure Projekt Angra 3 (1405 Megawatt) doch noch zu vollenden. Der französische Areva-Konzern schloss 2013 einen Vertrag über die Fertigstellung ab, einige Komponenten werden in Deutschland gefertigt. Zwar gibt es für Angra 3 nach langem innenpolitischen Streit keine deutschen Kreditbürgschaften mehr, aber die Grünen fordern mit Verweis auf den hiesigen Atomausstieg auch ein Ende jeglicher technischer Unterstützung. Die schwarz-rote Bundesregierung argumentiert hingegen, mit der Partnerschaft werde zur Verbesserung der Atomsicherheit in dem Schwellenland beigetragen.

Doch auch in Brasilien gibt es Kritik: »Angra 3 erfüllt noch nicht einmal alle Sicherheitsbestimmungen seines Referenzreaktors Grafenrheinfeld in Deutschland«, meint der Nuklearexperte Francisco Corrêa. So werde der Sicherheitsbehälter nur halb so dick sein - ein großes Risiko bei Wasserstoffexplosionen oder Flugzeugabstürzen. dpa/nd

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