Wolfsburg schlägt den FC Bayern schon wieder
Der VfL gewinnt den Supercup im Elfmeterschießen
Die Verantwortlichen beider Klubs hatten sich im Vorfeld ja alle Mühe gegeben, die Bedeutung dieses Spiels kleinzureden. Auf den Titel, den Supercup, legen weder der FC Bayern München noch der VfL Wolfsburg tatsächlich allzu viel wert. Aber dass vor dieser Saison im Spiel des Meisters gegen den Pokalsieger recht viel Brisanz steckt, sah man schon an Auf- und Einstellungen beider Mannschaften. Denn die Wolfsburger sind nicht nur Pokalsieger, sondern auch auch Vizemeister – und wollen die Münchner in dieser Spielzeit noch stärker unter Druck setzen. Beim 4:1-Sieg des VfL in der Vorsaison hatte der FC Bayern ja schon mal einen Vorgeschmack darauf bekommen.
Abgesehen von Neuzugang Arturo Vidal liefen die Münchner entsprechend dieser Ausgangslage mit ihrer wohl stärksten Elf auf. Und auch die Wolfsburger brachten das Beste auf den Platz, was sie zur Verfügung hatten. Sogar Kevin de Bruyne spielte von Beginn an – obwohl in den Tagen vor dem Supercup von leichten Beschwerden gebremst. Wie ernst die Spieler die Partie nahmen, bewiesen sie mit der Intensität der Zweikämpfe. Die erste gelbe Karte gab es nach 21 Minuten für Bayerns Neuzugang Douglas Costa.
Und sie bewiesen es mit Tempo und Spielfreude. In der Anfangsphase bestimmten die Münchner das Geschehen. Schon nach zwei Minuten kamen sie über Costa gefährlich über die linke Seite, der Torschuss von Robert Lewandowski wurde aber noch rechtzeitig geblockt. Wiederum zwei Minuten später flankte Costa gefährlich in den Wolfsburger Strafraum. In der achten Minute knallte Jerome Boateng den Ball nach einer Ecke an die Unterlatte des VfL-Tores.
Die Gastgeber kamen nach 13 Minuten zu ihrer ersten Chance. Rechtsverteidiger Vieirinha zog aus halbrechter aus 20 Metern ab, der Ball ging knapp über die Latte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war es eine ausgeglichene Partie – zum Ende der ersten Halbzeit hin dann sogar mit Vorteilen für die Wolfsburger. Die beste Chance hatte de Bruyne drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff. Einen langen Ball köpfte er über den heraus geeilten Bayern-Torwart Manuel Neuer hinweg, traf dann aber das leere Tor aus 15 Metern nicht.
Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Bayern machte Druck – über links mit Douglas Costa. In der 49. Minute ließ er Vieirinha stehen und zog er bis zur Grundlinie. Seine scharfe Hereingabe konnte VfL-Keeper Koen Casteels nur prallen lassen – und Arjen Robben hatte aus drei Metern nur wenig Mühe, den Angriff zu vollenden. Die Münchner führten mit 1:0. Und bestimmten fortan an das Spiel. Die Wolfsburger wurden jetzt in der Defensive mehr gefordert und verlegten sich mehr und mehr aufs Kontern.
Sieben Minuten nach der Führung hätte Robben fast seinen zweiten Treffer erzielt, aber er traf den Ball fünf Meter vor dem Tor nicht richtig. Beim schnellen Gegenzug spielte de Bruyne Stürmer Bas Dost frei, der allein auf Neuer zulief, aber auch direkt auf den Bayern-Keeper zielte. Abgesehen von diesem Schreckmoment kontrollierten aber die Münchner das Spiel. Dass VfL-Trainer Dieter Hecking daran und am Ergebnis unbedingt etwas ändern wollte, zeigte er mit zwei Wechseln in der 70. Minute: Mit Max Kruse und Nicklas Bendtner verstärkte er die Offensive. Heckings Münchner Pendant Pep Guardiola hoffte bei seinen Wechseln dagegen auf noch mehr Kontrolle – um den Sieg abzusichern. Für Stürmer Robert Lewandowski kam in der 72. Minute Verteidiger Rafinha auf den Platz.
Es war Heckings Strategie, die sich auszahlen sollte. Der VfL wurde offensiv wieder gefährlicher – und erzielte durch den eingewechselten Bendtner eine Minute vor Schluss das 1:1. Dem Ausgleich war ein schöner, öffnender Pass von Joshua Guilavogui auf de Bruyne vorausgegangen. Der Belgier hatte den Ball mit einem langen Sprint erlaufen und ihn präzise und hart vors Münchner Tor gebracht.
Bendtner entschied letztlich auch die Partie. Nachdem es mit dem Unentschieden direkt ins Duell vom Punkt gegangen war und der Münchner Xabi Alonso als einziger Spieler seinen Elfmeter verschossen hatte, setzte der dänische Stürmer den Schlusspunkt zum 6:5. Der große Jubel der Wolfsburger verriet ebenso wie die Enttäuschung der Münchner, vor allem von Trainer Guardiola, welche Bedeutung dieses Spiel wirklich hatte.
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