Hausaufgaben beim Gewässerschutz

Umweltbundesamt ermahnt Regierung zu Arbeiten an klimapolitischen Baustellen

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 3 Min.
Hoher Pkw-Spritverbrauch, geringer Gewässerschutz vor Düngereintrag und kurze Lebensdauer von Elektronik - die Umweltdaten 2015 fallen nicht gut aus.

Das Umweltbundesamt (UBA) sieht erhebliche Defizite bei der Umsetzung des Klimaschutzplans der Bundesregierung. Das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent zu senken, sei gefährdet. Zwar habe es bei der Industrie und der Energiewirtschaft deutliche Fortschritte gegeben, doch im Verkehrssektor seien die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 sogar gestiegen, sagte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger am Dienstag bei der Vorstellung der »Umweltdaten 2015« ihrer Behörde in Berlin.

Fast 18 Prozent aller in Deutschland emittierten Treibhausgase stammen laut UBA aus dem Straßenverkehr. Die Fortschritte bei der Minimierung des Treibstoffverbrauchs seien in den vergangenen Jahren durch den Trend zu immer PS-stärkeren Autos zunichte gemacht worden, so Krautzberger. Von der Politik forderte die UBA-Präsidentin ambitioniertere Grenzwerte für den durchschnittlichen Flottenverbrauch der Automobilhersteller und deren Ausweitung auf Lastkraftwagen. Außerdem fehle es trotz Lippenbekenntnissen am politischem Willen, durch entsprechenden Ausbau der Infrastruktur den Anteil des Schienengüterverkehrs am Transportvolumen signifikant zu erhöhen. Während dieser stagniert, stieg die Transportleistung auf der Straße zwischen 2000 und 2013 um 31 Prozent. Krautzberger erneuerte die Forderung, die Lkw-Maut bereits für Transporter ab einem Ladegewicht von 3,5 Tonnen zu erheben.

Skeptisch äußerte sich die UBA-Präsidentin zu der Idee, eine ökologische »Abwrackprämie« auf den Weg zu bringen, um die Elektromobilität gezielter fördern zu können. E-Autos seien erst dann ein wirklich durchgreifender ökologischer Fortschritt, »wenn ihre Batterien nicht mehr mit Kohlestrom aufgeladen werden«.

Gravierende Probleme sieht das UBA beim Gewässerschutz. Zwar genügen 98 Prozent aller Badeseen den Anforderungen der entsprechenden EU-Richtlinie und auch die Trinkwasserqualität kann flächendeckend als gut bezeichnet werden. Durch die übermäßige Einleitung von Nährstoffen durch die Landwirtschaft seien jedoch die Ökosysteme der meisten Flüsse und Bäche sowie der Küstengewässer akut bedroht - das durch Stickstoff forcierte Algenwachstum entziehe anderen Pflanzen, Fischen, Muscheln und Schnecken die Lebensgrundlage. Krautzberger forderte, das Problem bei der laufenden Novellierung der Düngeverordnung anzugehen: »Gülle muss effizienter eingesetzt und schneller in den Boden eingearbeitet werden. Wichtig sind auch größere Abstände zwischen Gewässern und landwirtschaftlich genutzten Flächen, damit weniger Nährstoffe vom Feld in Flüsse und Seen gelangen.« Allerdings, muss man hinzufügen, will die Agrarindustrielobby mit Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) an der Spitze derartige Restriktionen mit allen Mitteln verhindern.

Ein bisschen Lob hatte Krautzberger dann doch noch im Gepäck. So gehöre Deutschland zur Spitzengruppe beim Abfallrecycling. Doch auch da gebe es noch ungenutzte Potenziale bei der Wertstoffgewinnung. Auch könnte der Ressourcenverbrauch besonders im Bereich Büro- und Freizeitelektronik signifikant gesenkt werden, wenn es entsprechende Vorgaben für Mindestlebensdauer, Ersatzteilaustausch und Reparaturfähigkeit geben würde. Für die großen IT-Konzerne dürften sich derartige Vorschläge allerdings extrem geschäftsschädigend anhören.

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