»Oh ja, ich war sehr ehrgeizig«

Langlauf-Doppelolympiasiegerin Barbara Beyer wird 60

  • Jörg Aberger, Thum
  • Lesedauer: 3 Min.
Unter ihrem Mädchennamen Barbara Petzold hat sie Geschichte geschrieben: Sie war die erste deutsche Olympiasiegerin im Skilanglauf. Nun feiert Barbara Beyer ihren 60. Geburtstag.

Wer in der Anwaltskanzlei von Barbara Beyer einen Moment warten muss, dessen Blick fällt im Warteraum auf das »Skimagazin« und das Jahrbuch des Sächsischen Skiverbandes. »Ja«, sagt die Anwältin lachend, »ich bin dem Sport noch eng verbunden und verfolge auch noch, was dort passiert.«

Und wenn der Besucher dann in ihrem Büro sitzt, fällt der Blick auf Urkunden an der Wand. Lake Placid, Olympische Spiele 1980: Gold gewann sie unter ihrem Mädchennamen Barbara Petzold im Skilanglauf über die 10-Kilometer-Distanz. Zusammen mit Marlies Rostock, Carola Anding und Veronika Hesse holte sie auch mit der 4x5-Kilometer-Staffel der DDR den Olympiasieg. An diesem Sonnabend wird Deutschlands erste Langlauf-Olympiasiegerin 60 Jahre alt.

Es waren nicht die einzigen Titel, die sie gewann. Da die Spiele 1980 zugleich die nordischen Skiweltmeisterschaften waren, wurde sie auch zweimalige Weltmeisterin. 14 DDR-Meistertitel stehen auf ihrem Konto, hinzu kommen zahlreiche Silber- und Bronzeplätze bei Olympia und WM - insgesamt zwischen 1974 und 1982 zehn Medaillen. »Oh ja, ich war sehr ehrgeizig«, erklärt sie.

Das sei auch der Grund dafür, warum sie sich heute nur noch »zum Vergnügen und ohne Stoppuhr« auf die Langlaufbretter stellt. Ansonsten würde sie wieder der Ehrgeiz packen, es besser machen zu wollen als andere. Was jedoch nicht bedeutet, dass sie nicht immer noch hohe Ansprüche an sich stellt. »Als Rechtsanwältin nehme ich jeden Fall, den ich vertrete, sehr ernst.« Wobei sie ihren Schwerpunkt im Familienrecht hat: etwa 80 Prozent aller Fälle kommen aus diesem Bereich. Aber auch Arbeits-, Sozial-, Verkehrs- und Erbrecht sind Felder, auf denen sie unterwegs ist.

Über den Skilanglauf in Deutschland kann sich Beyer nicht äußern. »Ich habe nicht mehr die Kenntnis darüber, was da wirklich läuft«, sagt sie zur Erklärung. Allerdings sieht auch sie, dass es im Langlauf ein Nachwuchsproblem gibt. Zu stark sei die Konkurrenz durch andere Sportarten, in denen zum Teil auch richtig viel Geld verdient werden könne. Zudem seien andere (Winter-)Sportarten im Fernsehen deutlich präsenter. »Biathlon hat es geschafft, die Nordischen Kombinierer haben es geschafft, dort wahrgenommen zu werden.«

Weggefallen ist außerdem eine Motivation, die manche DDR-Sportler antrieb. »Der Sport gab uns die Möglichkeit, in Länder zu reisen, wo sonst nur wenige hinfahren konnten«, sagt die Anwältin, die nach der Zeit als Aktive auch gefragt wurde, ob sie nicht als Trainerin arbeiten wolle. »Aber das kam für mich nicht infrage. Ich weiß auch gar nicht, ob ich ein pädagogisches Händchen gehabt hätte. Und ich wollte nicht wieder zehn Jahre nur aus dem Koffer leben.« Schon immer von großem Rechtsempfinden geprägt, wählte sie stattdessen ihren jetzigen Beruf. dpa

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