Gabriel offen für Urwahl über SPD-Kanzlerkandidatur
Mitgliederentscheid würde Basis für Wahlkampf mobilisieren
Berlin. SPD-Chef Sigmar Gabriel hält Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Bundestagswahl 2017 für schlagbar, weil in einer »Demokratie jeder schlagbar« sei. Die SPD werde »einen Kanzlerkandidaten aufstellen und um die Kanzlerschaft kämpfen«, sagte Gabriel der »Bild«-Zeitung (Montagausgabe). Offen zeigte sich der Parteichef für den Vorschlag, den nächsten SPD-Kanzlerkandidaten in einer Mitgliederbefragung zu ermitteln
Gabriel reagierte mit seinen Äußerungen zu den Chancen auf einen Sieg gegen Merkel auf Äußerungen des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD), der kürzlich gesagt hatte, die Sozialdemokraten sollten angesichts der Stärke der Amtsinhaberin auf einen Kanzlerkandidaten verzichten und sich darauf konzentrieren, Juniorpartner in einer großen Koalition zu bleiben.
Gabriel zeigte sich zudem offen für eine in der SPD diskutierte Mitgliederbefragung über den Kanzlerkandidaten 2017: »Ich habe immer großen Wert darauf gelegt, die direkte Beteiligung in der Partei zu erhöhen. Deshalb haben die Mitglieder auch über den Koalitionsvertrag abgestimmt.«
Zudem brächte ein Mitgliederentscheid über die Kanzlerkandidatur vor der Wahl eine große Mobilisierung für die SPD. »Dafür bräuchte es dann aber mehr als nur einen Kandidaten. Damit beschäftigen wir uns Ende 2016«, kündigte der Parteichef an.
Ob er selbst zur Kanzlerkandidatur bereit sei, ließ Gabriel offen. »Mal abgesehen davon, dass es eine große Ehre und auch Verantwortung wäre, für dieses wichtige Amt nominiert zu werden: Zwei Jahre vor der nächsten Bundestagswahl macht es keinen Sinn, über Kanzlerkandidaturen zu philosophieren«, sagte der Vizekanzler. In einer Forsa-Umfrage vom vergangenen Mittwoch hatten sich 61 Prozent der SPD-Anhänger bei der Kanzlerpräferenz gegen Gabriel ausgesprochen.
Auf eine Urwahl des SPD-Kanzlerkandidaten für 2017 hatten zuletzt die Jusos gedrängt. Das »Auskungeln eines Kandidaten« wie 2013 dürfe es nicht mehr geben, hatte Juso-Chefin Johanna Uekermann vergangene Woche der »Welt« gesagt.
Unterdessen verharrt die SPD in der Wählergunst bei 24 Prozent und liegt damit weiter um 19 Prozentpunkte hinter der Union (43 Prozent), wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag von »Bild am Sonnatg« ergab. Einen Prozentpunkt hinzugewinnen konnte die Linkspartei, die nun mit zehn Prozent gleichauf mit den Grünen liegt. Ebenfalls einen Prozentpunkt zulegen kann die AfD, die damit ebenso wie die FDP (unverändert) auf vier Prozent kommt. Emnid befragte vom 30. Juli bis 5. August 1858 Personen. AFP/nd
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