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Beteiligung ja, aber anders

Junge Menschen wollen sich politisch, sozial und ökologisch engagieren

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Jugend ist weder frustriert noch lethargisch, das zeigt eine Greenpeace-Studie. Von klassischen Organisationsformen fühlen sie sich aber oft nicht ernst genommen.

Twitter, Facebook und Smartphone bestimmen den Alltag der »Generation Internet«. Daneben bleiben kaum Zeit und Interesse für politisches und gesellschaftliches Engagement. Oder? Das zweite Greenpeace-Nachhaltigkeitsbarometer, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, zeichnet ein anderes Bild der heute 15- bis 24-Jährigen. »Sie engagieren sich und würden sich auch noch viel mehr engagieren«, sagte Thomas Hohn, Greenpeace-Experte für Bildung, gegenüber »nd«. Jugendliche nähmen auf ihre Art an gesellschaftlichen Prozessen teil.

Jedoch stellten die von Greenpeace mit der Studie beauftragten Forscher der Leuphana Universität Lüneburg fest, dass sich die Gründe für das Engagement der Jugendlichen ändern: Sie schauten mehr auf die direkte Wirkung, sagte Hohn. So boykottierten rund 30 Prozent der 1500 befragten Jugendlichen Produkte, die umweltschädlich oder unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt wurden, beziehungsweise die Firmen, die solche Produkte herstellen lassen. Für 80 Prozent gehört Energie sparen zum Alltag, 72 Prozent versuchen, Müll zu vermeiden. 29 Prozent engagieren sich für ökologische und soziale Belange in ihrer Region. Insgesamt 92 Prozent der Befragten setzen sich laut der Studie für soziale und ökologische Themen ein.

Mit der Vorgängeruntersuchung, die im Oktober 2012 erschien, sind die Zahlen allerdings nicht direkt vergleichbar, die Studienautoren haben viele neue Beteiligungsformen aufgenommen: So wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie sich eine Woche lang vegetarisch ernähren würden oder es schon getan haben. 31 Prozent können sich das vorstellen, etwa 16 Prozent haben es bereits umgesetzt.

Auch nach Flashmobs (spontan über das Internet koordinierten Massenaktionen) oder Sitzblockaden wurde erstmals gefragt. 7,5 beziehungsweise 5,5 Prozent der Befragten nutzten bisher eine dieser Protestformen, je 22 Prozent könnten es sich aber grundsätzlich vorstellen. Da ist also noch viel Luft nach oben. Knapp ein Viertel hat schon einmal an einer klassischen Demonstration teilgenommen, 41 Prozent der Befragten würden es tun.

Besonders in ihrer direkten Umgebung und über das Internet beteiligen sich junge Menschen demnach an Aktionen. Onlinepetitionen oder E-Mail-Proteste sind relativ weit verbreitet. Langfristige Mitgliedschaften, aufwendige Vereinsaktivitäten oder Ehrenämter werden dagegen immer unbeliebter. Die Anerkennung ziele »mehr auf den Onlineaccount als auf die Hauptversammlung«, heißt es in der Studie. Dadurch sei Engagement nicht mehr so sichtbar, aber deshalb nicht weniger wirksam.

Dass der Einstieg in Organisationen, Vereine und Politik immer unattraktiver für junge Menschen wird, hat laut Greenpeace Gründe in diesen Institutionen selbst: Viele junge Menschen würden sich noch viel mehr engagieren, wenn sie ernst genommen würden und Verantwortung tragen dürften, sagte Hohn. Man könne auch über kurzfristigere Beteiligungsformen die Hemmschwelle senken: »Wer sagt denn, dass das Vorstandsamt immer für drei Jahre vergeben werden muss?« Auch wenn Engagement heutzutage oft kurzlebiger zu sein scheine, kämen viele junge Leute später wieder darauf zurück, so Hohn.

Auch die Schulen müssten zu mehr Teilhabe beitragen und dafür nachhaltige Entwicklung stärker in die Lehrpläne aufnehmen. »Trotz vieler Leuchttürme wird es nicht richtig hell«, so der Bildungsexperte. In Deutschland habe die UNO rund 1900 Projekte im Rahmen der Initiative »Bildung für nachhaltige Entwicklung« ausgezeichnet. Bei rund 35 000 Schulen nicht viel mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Positiv vermerkt die Studie, dass soziale Herkunft für die Engagementbereitschaft unwichtiger wird: Demnach vermischen sich auf Demonstrationen und bei Onlineaktionen Menschen aller Schichten. Auch das Geschlecht spiele keine Rolle.

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