Armes Albanien
Die soziale Situation in Albanien hat sich infolge der Finanzkrise von 2008 verschlechtert. War die Armutsquote bis 2008 auf zwölf Prozent gesunken, stieg sie danach auf 14 Prozent an. Der Anteil der Menschen, die in extremer Armut leben müssen, stieg von 1,2 auf 2,2 Prozent. 60 000 der insgesamt knapp drei Millionen Albaner haben nicht genug zu essen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge geht aufgrund der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage von »einem hohen Migrationspotenzial« aus.
Unter sozialer Ausgrenzung leiden insbesondere auch Roma. Trotz anderslautender Zusagen der Regierung haben sie nur eingeschränkten Zugang zu angemessenem und bezahlbarem Wohnraum. So moniert Amnesty international rechtswidrige Zwangsräumungen und das Einquartieren von Roma in ehemaligen Kasernen. Ein großes Problem ist darüber hinaus die Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen. Nur rund ein Drittel der angezeigten Fälle von familiärer Gewalt werden strafrechtlich verfolgt.
2014 erhielt Albanien den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Voraussetzung dafür: Justizreformen, Bekämpfung der Korruption und des organisierten Verbrechens sowie Gewährung des Schutzes der Menschenrechte. Trotz Fortschritten ist die politische Situation laut EU-Kommission immer noch von Korruption, Schattenwirtschaft und organisierter Kriminalität wie Waffen-, Drogen- und Menschenhandel geprägt. Immer wieder kommt es zu politischer Gewalt. Allein im letzten Jahr zählte das US-State Department 72 Bombenanschläge in Autos und Privatwohnungen.
Im ersten Halbjahr stellten in Deutschland 22 209 Albaner Anträge auf Asyl (2014: 8113). Über 5100 Gesuche wurde entschieden. Lediglich 14 Schutzsuchende bekamen einen Aufenthaltsstatus zugesprochen. Albaner haben somit kaum Möglichkeiten, in Deutschland Asyl zu bekommen, auch weil die Bundesrepublik das Land seit der jüngsten Asylrechtsverschärfung als »sicheren Herkunftsstaat« einstuft. gsp
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