»Finger weg - meine Äppel!«

Obstbauern verlieren durch Spaziergänger und organisierte Diebestouren regelmäßig Teile ihrer Ernte

  • Lesedauer: 2 Min.
Hochsommer ist Erntezeit. Im Großraum von Städten kommen Obstdiebe oft Gärtnern und Landwirten bei der Ernte zuvor. Doch nur auf unbewirtschafteten öffentlichen Flächen darf gepflückt werden.

Frankfurt am Main. Obstbauern, Winzer und Besitzer von Streuobstwiesen verlieren durch Spaziergänger und organisierte Diebestouren regelmäßig Teile ihrer Ernte. Besonders groß sind die Ausfälle bei Obstpflanzungen im städtischen Raum. Die Stadt Frankfurt am Main geht mit »Äppelklau-Absperrbändern« gegen den Obstklau vor. Bedruckt sind sie mit Sprüchen wie: »Finger weg - meine Äppel!«

So sollten Passanten daran erinnert werden, »dass Streuobstwiesen in der Regel kein Allgemeingut sind«, sagte Christa Mehl-Rouschal vom Umweltamt Frankfurt/Main der dpa. »Sie gehören jemandem, der sie pflegt.« Zusätzlich fährt in Frankfurt das Ordnungsamt Streife, um Obstdiebe auf frischer Tat zu ertappen und um Bürger aufzuklären, die »nur mal probieren« wollen. Es gebe auch Wiesen, so Mehl-Rouschal, auf denen sorglos probiert werden dürfe, weil sie unbewirtschaftet seien. Tatsächlich: Von Obstbäumen auf öffentlichen Flächen darf jeder ernten. Die digitale Karte von »Mundraub.org« zeigt im Internet, wo sie stehen.

Geklaut wird auch außerhalb der großen Ballungsräume. Oft haben es Diebe dort noch leichter. Diese Erfahrung machte die Besitzerin einer abgelegenen Streuobstwiese im südpfälzischen Kandel, als sie kürzlich nach längerer Abwesenheit ihr Grundstück aufsuchte, um die Ernte einzuholen. Besonders hungrige Diebe waren ihr zuvorgekommen - und hatten zwei Mirabellenbäume vollständig abgeerntet.

Auch für Winzer und Landwirte kann Mundraub zum Problem werden. Süßkirschenanbauer Steffen Rehde aus Friedberg-Ockstadt in der hessischen Wetterau hat in einer Nacht 400 Kilogramm Kirschen an Obstdiebe verloren. »Abends war alles noch gut. Als wir am nächsten Morgen zur Ernte angerückt sind, waren die Kirschen weg und die Bäume beschädigt«, sagte Rehde. Der Schaden habe im vierstelligen Bereich gelegen. Gegen die Diebe will Rehde nun technisch aufrüsten: »Zur Not installieren wir Überwachungskameras.«

Für solchen Diebstahl großer Mengen hat auch Hans-Dieter Stallknecht, Geschäftsführer des Bundesausschusses Obst und Gemüse des Deutschen Bauernverbands, kein Verständnis: »Das wird zur Anzeige gebracht und polizeilich verfolgt.«

Seit den 1970er Jahren gibt es im deutschen Strafrecht keinen »Mundraub« mehr. Beim vermeintlichen Kavaliersdelikt handelt es sich heute um Diebstahl - selbst wenn es, statt um acht Zentner Süßkirschen, nur um einen Apfel geht. Bei Schadensmengen unter 50 Euro werden Polizei und Staatsanwaltschaft jedoch nur aktiv, wenn ein Strafantrag vorliegt. dpa/nd

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