Punkte für die Seele

Hertha bleibt mit dem 1:1 gegen Werder unbezwungen

Nach dem 1:1 begleitet beide Klubs noch die Ungewissheit um ihre eigene Stärke. Einen Vorteil aus dem Remis ziehen die Berliner: Sie sind noch ungeschlagen, das hilft der Psyche.

Auch Pal Dardai gelingt es nicht. Mit drei Punkten gegen Werder Bremen hätte er sich in die Geschichtsbücher von Hertha BSC eintragen können. Mit dem 1:1 aber war die Möglichkeit für den Ungarn vertan, als erster Trainer des Berliner Klubs mit zwei Siegen in eine Erstligasaison zu starten. Die Chance auf dieses einmalige Erlebnis war recht groß. Mit einer deftigen 0:3-Klatsche gegen Schalke, großer Verunsicherung und viel Ungewissheit waren die Gäste ins Berliner Olympiastadion gekommen. Richtig einordnen konnten beide Teams die Punkteteilung nach einem abwechslungsreichen Spiel vor über 56 000 Zuschauern nicht.

Jens Hegeler, unter Dardai in dieser noch jungen Saison bislang gesetzt im Mittelfeld und mit einem guten Spiel gegen Bremen, stand dementsprechend etwas ratlos in der Mixed-Zone. Einen Zähler gewonnen oder zwei verloren?»Ich weiß es nicht so recht«, konnte der 27-Jährige sein Gefühl nach der Punkteteilung nicht beschreiben, »für beide Mannschaften war mehr möglich.«

Nach der schnellen Führung durch Valentin Stocker (6.) hatten es die Berliner versäumt, die nun noch größere Verunsicherung der Gäste zu nutzen. Bis Mitte der 1. Halbzeit und auch in den ersten 20 Minuten nach Wiederanpfiff ließ Hertha BSC einige gut heraus gespielte Torchancen ungenutzt. Der Ausgleichstreffer durch Anthony Ujah nach 26. Minuten kam überraschend. Bei zwei Aluminiumtreffern der Bremer in der Schlussphase hatten die Berliner dann noch Glück.

Immerhin: Nach dem hart erkämpften Auftaktsieg in Augsburg ist Hertha BSC auch nach dem zweiten Bundesliga-Spieltag ungeschlagen. Die wichtigste Erkenntnis des Saisonstarts konnte Hegeler dann auch ganz klar formulieren: »Wir haben Selbstvertrauen gewonnen und müssen daran arbeiten, dass es erhalten bleibt.« Dass Pal Dardai genau das kann, hat er in der vergangenen Saison bewiesen. Anfang Februar wurde er zum Cheftrainer befördert. Beim damaligen Viertletzten, mit nur zwei Punkten Vorsprung auf das Tabellenende und wenig hoffnungsvollen Auftritten, hatte er den Abwärtstrend stoppen können.

Nun muss Dardai beweisen, mehr als nur ein kurzfristiger Motivator zu sein. Vorrangig setzt er dabei auf die Grundtugenden: Mit Leidenschaft, Zweikampfhärte und großer Laufbereitschaft wurde das 1:0 in Augsburg erarbeitet. Gegen die Bremer wurde auch Dardais spielerischer Plan deutlich. Aus einer kompakten Defensive soll das gegnerische Tor meist schnell über die Flügel angegriffen werden, was die Außenverteidiger Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt zusammen mit den Flügelspielern Valentin Stocker und dem in der ersten Halbzeit sehr starken Genki Haraguchi gegen den SV Werder oft gut umsetzten. In der offensiven Zentrale sind der schnelle Stürmer Salomon Kalou und der körperlich robuste Hegeler Ballverteiler und -abnehmer zugleich.

Pal Dardai ist kein Mann großer Worte. Der kantige Ungar ackert lieber. »Ich habe Fortschritte erkannt«, sagte er, »aber wir müssen weiter arbeiten.« Weiter arbeiten auch gegen die Ungewissheit, die wie den SV Werder auch die Berliner noch begleitet. Nach den nächsten drei Spielen - in Dortmund, gegen Stuttgart und in Wolfsburg - werden die Berliner wissen, wie es um ihr Selbstvertrauen bestellt ist.

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