Neuer Streit ums Erbe der Herdprämie
Sowohl Schäuble als auch Schwesig beanspruchen die freiwerdenden Mittel
Berlin. Wenige Tage vor dem Spitzentreffen der schwarz-roten Koalition ist der Streit zwischen Union und SPD über die Verwendung der Mittel aus dem Betreuungsgeld neu ausgebrochen. Während Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) die freiwerdenden Gelder von einer Milliarde Euro für bessere Familienleistungen verwenden will, plant Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nach einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« das Geld für »ungeplante Mehrausgaben« beim Elterngeld und bei Hartz-IV-Leistungen einzusetzen.
Schwesig betonte am Mittwoch: »Freiwerdende Mittel aus dem Betreuungsgeld sollen weiterhin Familien zugutekommen und dürfen nicht im Haushalt eingespart oder für andere Positionen verrechnet werden.« Die SPD will die Betreuungsgeld-Mittel für Qualitätsverbesserungen in Kitas ausgeben und beruft sich dafür auf Vereinbarungen im Koalitionsvertrag. Fraktions-Vize Carola Reimann sagte den Zeitungen der Funke Medien Gruppe: »Wir brauchen einen Bund-Länder-Vertrag zur Verbesserung der Kita-Qualität.« Es gehe um mehr Sprachförderung, kleinere Gruppen, flexiblere Betreuungszeiten, gesunde Ernährung und mehr Bewegungsangebote, erläuterte sie.
Widerstand gegen den Vorstoß aus dem Finanzministerium kommt auch aus Bayern, das das Betreuungsgeld im Freistaat wieder einführen will und dafür Mittel vom Bund erwartet. Die CSU forderte Schäuble auf, sich an die Vereinbarungen zu halten. Generalssekretär Andreas Scheuer pochte gegenüber der Zeitung »Die Welt« darauf, dass das Geld den Familien zustehe. Wenn die Verfassungsrichter die Zuständigkeit bei den Ländern sähen, »muss das Geld den Ländern zur Verfügung gestellt werden.« Das Bundesverfassungsgericht hatte im Juli das von der CSU durchgesetzte Betreuungsgeld gekippt, weil dafür nicht der Bund zuständig ist.
Die beteiligten Bundesministerien betonten am Mittwoch allerdings, dass eine Entscheidung über die Verwendung der Mittel noch nicht gefallen sei. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es werde eine Einigung bis zum Herbst angestrebt. Nach einem Bericht der »Berliner Zeitung« soll das Thema auf dem Koalitionsausschuss am Sonntag wegen des hohen Konfliktpotenzials gar nicht besprochen werden. Agenturen/nd Kommentar Seite 4
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.