Apple greift Google an

Werbeblocker sollen mobile Geräte schneller machen

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.
Benutzer von Apple-Mobilgeräten können künftig leichter Werbung auf ihren Bildschirmen sperren. Damit trifft Apple seinen Wettbewerber Google empfindlich.

Werbung im Internet steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Denn die Nutzer sind über immer mehr Werbung verärgert, die bei jeder angeklickten Webseite aufgeht und die Leistung des Computers verringert. Apple greift die Kritik auf und stattet die jüngste Version seiner iPhones und iPad-Tablets mit einer Blockiermöglichkeit für unerwünschte Werbung aus. Ein Schock für den Werbemarkt auf mobilen Geräten, der Umsätze von 70 Milliarden Dollar erreicht.

Dies ist gleichzeitig ein Frontalangriff auf Google. Denn die Apple-Blocker wirken nur auf Internetbrowsern - also dort, wo der Konkurrent sein Geld mit Anzeigenpublikation verdient.

Im Oktober sollen Updates für das Apple-Betriebssystem iOS veröffentlicht werden, die den Nutzern die Blockiermöglichkeit geben. Das Verfahren gleicht dem, das PC-Benutzer mit Programmen zur Verfügung haben, um »Pop-up-Ads« - von selbst aufgehende Werbefenster - zu stoppen. Rund 200 Millionen Menschen monatlich, sechs Prozent aller Computernutzer weltweit, nutzen schon jetzt die Ad-Blocker, wie eine Studie des Blockingspezialisten PageFair und der Softwarefirma Adobe ausweist. Sollten die Anzeigenblockaden im Mobilbereich ähnliche Ausmaße erreichen, dann würden den Werbetreibenden rund 12,5 Milliarden Dollar an Einnahmen entgehen, haben Analysten der Großbank Wells Fargo errechnet.

Apple hat übrigens keine eigene Software entwickelt. Interessierte müssen Programme wie »Crystal« oder »Disconnect« von Fremdanbietern installieren, um unerwünschte Werbung blockieren zu können. Deshalb wird dies auch nur möglich, wenn mit iPhone oder iPad im Internet gesurft wird. Die Apps auf den Apple-Geräten sind hingegen nicht betroffen - sie bringen dem Computerkonzern viel Geld. Apple behält 30 Prozent der Einnahmen, die mit Apps auf seinen mobilen Geräten generiert werden.

Google dagegen bezieht den Löwenanteil seiner Einnahmen aus Anzeigen, die auf die Interessen der Nutzer abgestimmt sein sollen, die Algorithmen auf Grundlage des Suchverhaltens auf Google oder YouTube herausgefunden haben. Das Eliminieren solcher Anzeigen würde Google seiner Einnahmen berauben.

»Es sieht so aus, als sei das wieder ein Ringen zwischen den beiden«, sagt Analyst Peter Stabler. »Es ist wieder ein Pfeil, den Apple in das Bein von Google schießt.« Denn der Internetriese Facebook, der sowohl auf Apples iPhones als auch auf den Telefonen mit dem Android-Betriebssystem von Google eine App verwendet, würde durch Apples Anzeigen-Blockieren kein Geld verlieren.

Dean Murphy, der das Blockierprogramm »Crystal« für iPhones und iPads entwickelt hat, sieht den Vorteil darin, dass die Bildschirme ohne Anzeigen schneller aufbauen und weniger Datenvolumen verbraucht wird. Die Anzeigenfirma Sled verweist dagegen darauf, dass die Software ständig auf dem Laufenden gehalten werden müsse. Das könne die Rechnerleistung wieder mindern.

Auch bei Googles Internetbrowser Chrome ist das Blockieren von unerwünschten Anzeigen schon möglich. In der an diesem Dienstag vorgestellten neuesten Version können Anzeigen auf der Basis von Adobe Flash gestoppt werden - das treffe rund 90 Prozent aller Internetanzeigen, so die Online-Werbefirma Sizmek. Selbst Google-Chef Larry Page räumte kürzlich ein, zufriedene Nutzer seien letztlich wichtiger als platzierte Anzeigen.

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