Lieber verärgert als verzweifelt

Die deutschen Basketballer stehen in Berlin vor ihrem wohl wichtigsten EM-Spiel gegen die Türkei

Es wird noch einmal wichtig. Vor dem dritten EM-Spiel gegen die Türkei ärgerten sich Deutschlands Basketballer noch über die knappe Niederlage gegen Serbien. Dabei kam die zum besten Zeitpunkt.

Hätte sich Bundestrainer Chris Fleming vor dem Start der Basketball-EM in Berlin ein Spiel aussuchen dürfen, das seine Mannschaft verlieren soll, wäre es vielleicht das gegen Serbien am vergangenen Sonntag gewesen. Legt man die Regel zugrunde, dass so gut wie nie eine Mannschaft komplett ohne Niederlage durch ein solches Turnier wandert, hätte es jedenfalls kaum eine bessere Konstellation für die deutschen Basketballer geben können, auch wenn keiner von ihnen das nach der Partie so gesehen haben mochte.

Dem etwas holprigen Pflichtsieg über Island war nun also eine unglückliche 66:68-Niederlage gegen den Vizeweltmeister gefolgt. Ärgerlich ja, aber doch irgendwie erwartet. Ein Sieg wäre einer Sensation, einem Höhenflug gleich gekommen, dem eigentlich nur ein Absturz hätte folgen können. So wissen Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Kollegen endgültig, dass sie mit der Weltspitze mithalten können, sie aber in jedem Moment hoch konzentriert bleiben müssen, um solche Gegner auch wirklich zu besiegen. Vor dem Turnier war dem an diesem Dienstag folgenden Duell gegen die Türkei ohnehin die größere Bedeutung zugeschrieben worden, und daran hat sich nichts geändert. Am besten jetzt den so wichtigen zweiten Sieg einfahren, und nicht erst gegen den Olympiazweiten Spanien oder die traditionell starken Italiener, wenn man am Donnerstag mit dem Rücken zur Wand steht.

»Das sind noch drei schwere, schwere Spiele. Wir haben gezeigt, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können, aber an einem schlechten Tag kannst du auch gegen jeden verlieren«, hatte Dirk Nowitzki am spielfreien Montag seine Gedanken geordnet, nachdem er am Sonntagabend das in der letzten Sekunde verlorene Spiel noch als tief sitzenden Stachel bezeichnet hatte. Dabei war das mit dem schlechten Tag sogar übertrieben. Die deutsche Mannschaft hatte gegen Serbien eigentlich ihren besten in diesem Sommer erwischt. Dass es trotzdem nicht reichte, zeigt nur, wie stark diese Vorrundengruppe besetzt ist. Und dass man sich über eine Niederlage gegen den Vizeweltmeister ärgert, ist Zeichen dafür, wie groß das nötige Selbstvertrauen mittlerweile ist.

Nowitzki, Schröder und ihr NBA-Kollege Tibor Pleiß spielten gegen Serbien schon viel besser zusammen, nur fehlte dem Führungstrio die Unterstützung der sogenannten Rollenspieler: Alex King, Anton Gavel und Paul Zipser wurden von ihren Gegnern bislang oft allein gelassen, trafen aber mit einfachen Würfen zu selten den Korb. Mindestens einer von ihnen muss mal einen sehr guten Tag erwischen, um die gegnerische Abwehr zu knacken. Alle haben das Potenzial dazu, ebenso wie Flügelspieler Robin Benzing, der nach seiner Bänderdehnung im ersten Spiel nun gegen die Türken auflaufen kann.

Das Team habe verstanden, »dass man nicht ungeschlagen durch das Turnier marschieren kann«, berichtete Trainer Fleming. »Wir haben in der Vorbereitung nach einem Rückschlag immer eine Antwort gefunden. Ich gehe davon aus, dass wir das wieder schaffen«, zeigte er sich am Montag optimistisch. Beim Supercup in Hamburg vor zwei Wochen hatte er Nowitzki und Pleiß auf die Bank beordert, als das Team mit mehr als 20 Punkten gegen die Türken in Rückstand geraten war. Benzing und Kapitän Heiko Schaffartzik schafften dann doch noch die Wende. Die guten Erinnerungen für die richtigen Spieler sind also noch frisch.

Dennis Schröder war bei der Partie im August noch geschont worden. Am Sonntagabend war der 21-Jährige von den Atlanta Hawks dann der erste, der Positives in der Niederlage gegen Serbien fand: »Was wir für eine Leistung gebracht haben, ist unglaublich. Wir können auf jeden Fall noch mehrere Siege holen«, sagte Schröder. Nach einer klaren Niederlage wären die Zweifel wohl größer gewesen. Und Ärger über eine knappe Niederlage wirkt oft besser nach als Verzweiflung angesichts einer klaren Pleite. »Wir werden daraus lernen«, prognostizierte Schröder. Nur sollte sich die Mannschaft damit nicht zu viel Zeit lassen. Sonst wird aus der eingeplanten Niederlage am Ende doch noch die Chance, die man besser nicht verpasst hätte.

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