Unglück war der »Wille Gottes«

107 Menschen sterben in Mekka durch Kran der Bin-Laden-Gruppe - Bauherr: höhere Gewalt

  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Baukran stürzte auf die Große Moschee von Mekka und erschlug 107 Menschen. Dennoch soll die weltweit größte Pilgerfahrt Hadsch stattfinden.

Mekka. Trotz des tragischen Kranunglücks in Mekka mit 107 Toten soll die weltweit größte Pilgerfahrt Hadsch wie geplant stattfinden. Der saudiarabische König Salman sicherte am Wochenende eine Untersuchung der Unglücksursache zu.

Ein Baukran war am Freitag während eines Sturms in einen Innenhof der Großen Moschee von Mekka gestürzt und hatte Hunderte betende Gläubige unter sich begraben. Neben den Todesopfern gab es viele Verletzte.

In dem Pilgerort haben sich vor dem in wenigen Tagen bevorstehenden Hadsch, der weltweit größten muslimischen Pilgerfahrt, bereits Hunderttausende Gläubige versammelt. König Salman besuchte laut Nachrichtenagentur SPA am Samstag Überlebende im Krankenhaus und versprach eine Untersuchung der Unglücksursache.

Ein Ingenieur der Baugruppe Bin Laden, die das Bauprojekt in Mekka ausführt und Verwandten des getöteten Al-Qaida-Chefs Osama Bin Laden gehört, wies den Vorwurf technischer Mängel zurück. Der Kran sei »professionell« aufgebaut gewesen. Das Unglück sei der »Wille Gottes« gewesen.

Augenzeugen des Unglücks beschrieben chaotische Szenen in der Großen Moschee, die zum Unglückszeitpunkt wegen des Freitagsgebets besonders gut besucht war. Das Unglück hätte noch viel schlimmer ausgehen können, sagte Abdel Asis Nakur. Eine Brücke in dem Gebäudekomplex habe den Aufprall des Krans gemildert, sonst wären sehr viel mehr Menschen gestorben.

Kurz vor dem Unglück zog über Mekka plötzlich ein Sturm auf. Laut einem Mitarbeiter der Bin-Laden-Gruppe war der Wind so heftig, dass der tonnenschwere Metallhaken des Krans hin und her zu schwanken begann. Diese Bewegung habe schließlich den gesamten Kran zum Umfallen gebracht.

Es war das schwerste Unglück in Mekka seit Jahren. Dennoch werde es »auf keinen Fall den Hadsch in Mitleidenschaft ziehen«, hob ein saudi-arabischer Behördenvertreter hervor. Die Schäden würden wahrscheinlich in einigen Tagen repariert sein. Zum Gebet am Samstag versammelten sich bereits wieder viele Menschen in der Großen Moschee.

Um die Große Moschee herum stehen derzeit mehrere Baukräne. Sie sind Teil eines riesigen Bauprojekts zur Erweiterung des Moscheebereichs um 400 000 Quadratmeter. Dadurch sollen dort gleichzeitig bis zu 2,2 Millionen Menschen Platz finden.

Die Kaaba, ein würfelartiges Gebäude mit einem schwarzen Stein im Innenhof der Großen Moschee in Mekka, ist das wichtigste Heiligtum im Islam und das Ziel von Millionen Pilgern während ihrer rituellen Reise, dem Hadsch. Die diesjährigen mehrtägigen Zeremonien sollen am 21. oder 22. September beginnen.

Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder fromme Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, ist angehalten, mindestens einmal im Leben an der Pilgerfahrt teilnehmen. Laut SPA halten sich derzeit bereits um die 800 000 Pilger in Saudi-Arabien auf.

Aus aller Welt gingen Beileidsbekundungen in Saudi-Arabien ein. Auch Bundespräsident Joachim Gauck sandte ein Kondolenzschreiben an König Salman und wünschte »Kraft und Trost angesichts des tragischen Unfalls«, wie das Bundespräsidialamt in Berlin mitteilte. AFP

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!