Sonne, Mond und Sterne
Silvia Ottow über die hohen Preissteigerungen für Arzneimittel
Selbstverständlich ist ein gutes Arzneimittel ein Glück für den Patienten. Es kann ihn von Schmerz befreien, eine Krankheit heilen, sein Leben retten. Doch darf das die Legitimation dafür sein, dass einige Hersteller diese Mittel dazu nutzen, Patienten, Krankenkassen und Politik zu erpressen?
Offensichtlich muss diese Frage mit Ja beantwortet werden. Schon seit Jahren versucht die Politik, ausufernden Arzneimittelpreisen mit Gesetzen zu begegnen - allerdings meistens halbherzig und vorübergehend. Wenn die Proteste zu groß wurden, hat sie stets gekniffen. Beispielsweise bei der geplanten Einführung einer Positivliste. Die sollte eine aberwitzige Zahl von Medikamenten begrenzen, die in Deutschland zu Lasten der Kassen verordnet werden dürfen. Es gibt sie bis heute nicht. Einmal hat es die Industrie sogar geschafft, einem sozialdemokratischen Bundeskanzler ein Gesetz ganz abzukaufen. Der letzte Deal war auch ziemlich spektakulär. Als der neue christdemokratische Bundesgesundheitsminister ins Amt kam, hat er auf Pharmawunsch die Arzneimittelnutzenprüfung für alle Mittel, die vor 2011 auf den Markt kamen, ausgesetzt. Nach Jahrzehnten einer solchen Hingabe der Politik kann man nicht erwarten, dass Arzneimittel plötzlich zu fairen Preisen auf den Markt kommen. Wer das tut, kann gleich Sonne, Mond und Sterne um Mithilfe bitten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.