Vom Modellprojekt zum Konfliktbergwerk

Peruanische Bevölkerung fühlt sich bei der Kupfermine Las Bambas übergangen / Tote bei Protesten in Peru

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.
Las Bambas heißt die zweitgrößte Kupfermine Lateinamerikas, die im Frühjahr 2016 die Produktion aufnehmen soll. Doch nun geht die Bevölkerung gegen den chinesischen Betreiber auf die Barrikaden.

Militärkolonnen und Düsenjets dominieren das Ambiente rund um das Bergwerk Las Bambas im peruanischen Verwaltungsbezirk Cotabambas. Ruhe ist die oberste Maxime der Regierung in Lima, daher verhängte sie den Notstand über die Region, um die Proteste gegen das größte Bergbauprojekt Perus zu ersticken.

Vier Tote und mehr als achtzig Verletzte lautete die Bilanz nach den massiven Protesten von Ende September, bei der die Polizei mit scharfer Munition schoss. Innenminister José Luis Pérez Guadalupe verteidigte das Vorgehen. Er sagte nicht, dass anders als bei den Bergbaukonflikten in Cajamarca und in Tía María die lokale Bevölkerung den Aufbau der Mine nicht in Frage stellt. »Es geht darum, dass die ursprünglichen Baupläne ohne Abstimmung mit der Zivilbevölkerung geändert wurden. Da hat weder der Konzern noch die Regierung den Dialog gesucht«, kritisiert José de Echave, Bergbauexperte der Nichtregierungsorganisation CooperAcción und noch Anfang 2011 Vizeumweltminister im ersten Kabinett von Präsident Ollanta Humala.

Das chinesische Konsortium, bestehend aus Minerals and Metal Group, Guoxin International Investment Corporation und CITIC Metal Co., welches das Förderprojekt im Juli 2014 vom damaligen Eigner Glencore Xstrata für 5,85 Milliarden US-Dollar übernommen hat, war gar nicht auf die Idee gekommen, die geänderten Pläne mit der lokalen Bevölkerung abzustimmen. Gleiches gilt für die Regierung in Lima, und so reagierte die lokale Bevölkerung verärgert auf die Entscheidung, eine Molybdän-Fabrik nahe dem Bergwerk anzusiedeln und die einst geplante Kupfer-Pipeline zu streichen, so José de Echave. »Damit muss das Erz per LKW transportiert werden, das war in vielen Dörfern an der Strecke Stein des Anstoßes.«

Bereits im Februar war es zu ersten Protesten, darunter ein Streik, gekommen. Ein deutliches Signal, dass sich die Bevölkerung in der Region nicht ernst genommen fühlte, und so kam es im März 2015 zu ersten Verhandlungen mit den chinesischen Investoren und der Regierung über das Milliardenprojekt. Rund sieben Millionen Tonnen Kupfer, aber auch Gold, Silber und Molybdän, sollen im offenen Tagebau gefördert werden.

Das Projekt sollte einst zum Vorzeigeprojekt des Schweizer Bergbaukonzerns Xstrata in Peru werden, die Umsiedlungsprojekte der lokalen Bevölkerung gelten als vorbildlich. Unter anderem konnten sich Betroffene ein Haus aus einem von fünf verschiedenen Grundrissen aussuchen.

Doch dann wurde Xstrata von Schweizer Rohstoffkonzern Glencore geschluckt und im Juli 2014 wurde Las Bambas schließlich an das chinesische Bergbaukonsortium veräußert. Das musste die Bau- und Förderpläne ändern, denn Xstrata wollte die Verarbeitung des kupferhaltigen Gesteinsbreis in einem anderen Bergwerk in der Region Espinar durchführen, wofür eine Kupfer-Pipeline geplant war. Das war mit der lokalen Bevölkerung im Bezirk Cotabambas abgestimmt. Bei der Modifizierung der Pläne habe man aber die lokale Bevölkerung übergangen, kritisieren die Aktivisten der »Front zur Verteidigung der Entwicklungsinteressen der Provinz Cotabambas«. Die monieren, dass neben den Emissionen auch mehr Industrieabfälle anfallen und der Wasserkonsum deutlich steigen dürfte. Das führte zur Eskalation Ende September.

Für die chinesischen Investoren ist das kein Grund zur Panik. Es werde keine Verzögerungen geben, so der Umweltbeauftragte des Bergbauprojekts Antonio Mendoza in der Tageszeitung »El Comercio«. Doch weitere Proteste sind wahrscheinlich.

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