»Am besten holen wir Gold«

Nationalspieler Christian Fromm zeigt sich vor der Volleyball-EM zuversichtlich

An diesem Freitag beginnt in Bulgarien die Volleyball-EM der Männer. Das deutsche Team will in Gruppe A mit den Gastgebern, den Niederlanden und Tschechien Erster werden, um direkt ins Viertelfinale einzuziehen. Außenangreifer Christian Fromm träumt sogar schon vom Titel. Seit WM-Bronze 2014 und der Goldmedaille bei den Europaspielen in Baku sind Selbstvertrauen und Ansprüche schließlich gestiegen. Großen Anteil daran hat Bundestrainer Vital Heynen, wie Fromm Oliver Kern im Gespräch berichtete.

Die EM beginnt an diesem Freitag. Wie ist die Stimmung im Team?

Im Moment ziemlich gut. Wir sind alle fit und freuen uns, dass es losgeht.

Gleich zu Beginn treffen Sie auf den Gastgeber Bulgarien. Hätten Sie diese Partie lieber später im Turnier gespielt?

Für uns ist das gut, weil wir schon ab dem ersten Spiel fit sein müssen und uns nicht irgendwie ins Turnier reinschleichen. Außerdem kann man gleich das erste Ausrufezeichen setzen. Spiele gegen Bulgarien sind immer wichtig, das kann ruhig auch am Anfang sein.

Im Januar soll in Berlin die Olympiaqualifikation geschafft werden. Ist die EM jetzt nur Vorbereitung?

Ich denke, dass sie einen eigenen Stellenwert hat. Für mich persönlich sowieso, aber auch für die Mannschaft, weil wir von Turnier zu Turnier gucken. Allerdings ist Olympia natürlich eine Hausnummer größer und die Qualifikation verdammt schwer. Wir versuchen jetzt, eine EM-Medaille zu holen, am besten Gold. Danach gehen wir die Quali an.

Erst seit Kurzem äußern die deutschen Volleyballer öffentlich Medaillen- und Titelträume. Bei den Europaspielen in Baku gewannen sie schon Gold. Ist mit dem Bundestrainer Vital Heynen nur das Selbstbewusstsein gestiegen oder auch die Qualität?

Vital hat auf alle Fälle einen ganz großen Anteil dran. Die Tür, die er mit uns aufgestoßen hat, gilt es jetzt zu durchschreiten, also mit Leistungen zu bestätigen. Wir müssen uns weiter verbessern. Die Mannschaft hat Potenzial für noch größere Erfolge.

Die EM 2013 erlebten Sie als Stammspieler. Den Gewinn von WM-Bronze 2014 oft nur von der Bank. Bei den Europaspielen waren Sie plötzlich der Mann für die wichtigen Punkte. Gehören Sie nun zum festen Kern der Mannschaft?

Für mich war Baku ganz wichtig, weil die WM nicht nach meinen Vorstellungen verlaufen war. Da hatte ich mir mehr erhofft, war aber auf den Punkt nicht fit genug, um da das Vertrauen des Trainers zu bekommen und der Mannschaft zu helfen. Seit Baku bin ich wieder auf dem richtigen Weg. Sobald ich die Chance bekomme, übernehme ich die Verantwortung.

Sie wissen also noch nicht, ob Sie in der Startformation stehen werden?

Ich wünsche es mir, aber dadurch, dass wir so ein breites Team haben, hat der Trainer unheimlich viele Möglichkeiten. Das macht es aber auch dem Gegner schwerer, uns auszurechnen. Ich gehe davon aus, dass ich spiele, aber wir haben eine große Konkurrenz im Team.

Vital Heynen hatte im Trainingslager eine von ihm selbst so titulierte »Höllenwoche« mit Handyverbot, drei Stunden täglichem Schweigen und einem 24-Stunden-Tag im Wald angesetzt. Hat Ihnen das irgendetwas gebracht?

Dass Vital verschiedene Reize setzt, macht ihn aus. Das frühe Aufstehen hatte ich mir schwerer vorgestellt. Auch ohne Handy zu sein, war kein Problem. So empfand ich die Woche gar nicht als Hölle. Wir haben stattdessen viele Menschen aus anderen Bereichen kennengelernt und neue Sichtweise. Gut, wir haben mehr trainiert, das war körperlich anstrengender, aber ansonsten war es eine sehr interessante Woche. Ich würde mich wundern, wenn das nichts gebracht hätte. Ich persönlich habe wieder angefangen, Bücher zu lesen.

Aber bringt das etwas, wenn es im Halbfinale eng wird?

Das kommt auf den einzelnen Spieler an. Teil der Woche war auch eine Umfrage, um zu erfahren, wie man von seinem Umfeld wahrgenommen wird. Hat man dann Bestätigung erfahren, oder gelernt, seinen Stärken zu vertrauen, kann das in wichtigen Spielsituationen helfen, die Ruhe zu bewahren, clever zu agieren und sich nicht ablenken zu lassen.

Vergangene Woche ging die EM der Frauen zu Ende. Mussten Sie Ihre Freundin, Nationalspielerin Maren Brinker, nach dem Viertelfinalaus trösten oder blieb dafür keine Zeit?

Natürlich habe ich Trost gespendet. Ich wäre auch gern dabei gewesen, um noch direkter helfen zu können. Aber da musste ich mich auf die eigene EM konzentrieren. Sie ist so professionell, dass sie das versteht. In den Tagen danach war sie dann bei mir im Trainingslager in Bremen. Da haben wir gemeinsam ihre EM verarbeitet und meine vorbereitet.

Hat sie Ihnen Tipps gegeben, was Sie anders machen sollen?

Ja, ganz genau. Vor allem, dass man seinen eigenen Stärken vertraut, sich bei einem Rückstand nicht unterkriegen lässt, und bei einer Führung das Ding bis zu Ende durchzieht. Vieles davon ist mental.

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