Mehr Integration wagen
Erwerbslosenbeirat im Nordosten fordert Hilfe für Langzeitarbeitslose
Schwerin. Der Erwerbslosenbeirat in Mecklenburg-Vorpommern fordert ein Landesprogramm für die Integration Langzeitarbeitsloser. Nach dem Beispiel der Länder Brandenburg und Thüringen sollen dabei staatlich geförderte Arbeitsplätze geschaffen werden, mit deren Hilfe schwer vermittelbare Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen können, sagte Beiratssprecher Karl-Heinz Figas am Dienstag in Schwerin.
Durch die Einbeziehung von Sozialleistungen und Programmen der Arbeitsagentur liege der erforderliche Landeszuschuss bei monatlich etwa 400 bis 500 Euro je Platz. »Dauerhafte Arbeitslosigkeit kostet mehr«, betonte Figas. Er regte an, Langzeitarbeitslose unter anderem in Hilfsprojekten für Flüchtlinge mit einzusetzen. Dort fehlten oft helfende Hände. Keinesfalls dürften beide Gruppen bei der Verteilung von Landesmitteln aber gegeneinander ausgespielt werden, mahnte Figas.
Nach Angaben des Erwerbslosenbeirats hat sich in Mecklenburg-Vorpommern die Zahl der Menschen, die schon länger als ein Jahr ohne Job sind, in den zurückliegenden fünf Jahren von 24 000 auf 30 000 erhöht. »Dieser Sockel hat sich verfestigt, trotz der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt«, konstatierte Co-Sprecher Christian Köpcke. Dennoch habe die Landesregierung in Schwerin alle Vorschläge zur beruflichen Integration von Menschen, die keine Jobs mehr auf dem ersten Arbeitsmarkt finden, beharrlich ignoriert.
Für die nächste Tagung des Erwerbslosenparlaments an diesem Freitag in Schwerin kündigte Köpcke daher eine weitere Resolution an. Es sei an der Zeit, neue Wege zu beschreiten, um soziale Teilhabe zu ermöglichen. Diese Frage müsse zum wichtigsten Thema im Landesbündnis für Arbeit gemacht und in einem Landeskonzept »Integration durch Arbeit und Teilhabe« beantwortet werden.
Trotz wachsender Personalnot in den Firmen würden sich Arbeitgeber immer noch sehr schwer damit tun, Langzeitarbeitslose einzustellen, erklärte der arbeitsmarktpolitische Linksfraktionssprecher Henning Foerster. Dies zeige, dass alternative Ansätze kein Tabu mehr sein dürften. »Ohne Perspektiven für die Menschen ist Integration zum Scheitern verurteilt«, betonte Foerster. dpa/nd
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