Integration durch Arbeit

Ein neues Projekt soll Flüchtlinge bei der Jobsuche unterstützen

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Arbeitskräfte werden dringend gesucht, heißt es. Doch Flüchtlinge haben es schwer, einen Job zu finden. Das soll sich ändern.

Erst musste Sarah Qaderomar aus dem Irak, dann aus Syrien fliehen. Seit zwei Jahren lebt sie in Berlin und arbeitet als ein Ein-Euro-Jobberin in einem Spandauer Altenpflegeheim. »Ich würde gern wieder als Schneiderin arbeiten, das habe ich gelernt«, wünscht sich die jesidische Kurdin. Aber bisher habe das nicht geklappt. Die Chancen könnten sich jetzt verbessern. Sarah ist eine der Ersten, die vom neuen Vermittlungsprojekt des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes und der Stiftung Zukunft Berlin betreut werden. Das nennt sich »Work for Refugees« (Arbeit für Flüchtlinge) und will Flüchtlinge bei der Arbeitssuche unterstützen. Am Mittwoch ging dazu die Internetseite work-for-refugees.de online.

»Arbeit und Bildung sind die wichtigsten Integrationshilfen«, sagt die Berliner Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Barbara John. Seit über einem Jahr erreichten tausende Flüchtlinge Berlin, doch nur wenige hätten im Arbeitsmarkt Fuß gefasst. Die Vermittlung laufe zwar langsam an, Arbeitsagenturen und Jobcenter würden aber vor allem in »Maßnahmen« vermittelt, also in Deutschkurse und Vorstellungstrainings. Um die Betriebe, in denen sie arbeiten könnten, müssten sich die Flüchtlinge dann oft selber kümmern. »Wenn der Deutschkurs dann am Tag und nicht abends stattfindet, können sie nicht arbeiten gehen«, so John.

»Work for Refugees« will Flüchtlinge und Arbeitgeber schneller zusammenbringen. Die Bewerber geben dazu am Computer oder auf ihrem Smartphone ihre persönlichen Daten ein, ihre Berufserfahrung und was sie anstreben. Die Menüführung gibt es in arabischer, englischer, französischer und deutscher Sprache. Die Interessenten werden dann zu einem Beratungstermin eingeladen, zugleich werden die Daten an potenzielle Arbeitgeber weitergeleitet, die sich mit ihren Jobangeboten registriert haben.

»Wir wollen richtige Menschen mit richtigen Unternehmen zusammenbringen«, erläutert Peter Kaiser von der Stiftung Zukunft Berlin das Anliegen und verweist auf Kontakte zu IHK und Handwerkskammer sowie den »40 bis 50 Firmen und Organisationen«, die dem eigenen Netzwerk angehörten und sowohl als Arbeit- wie Geldgeber auftreten könnten. Die Anschubfinanzierung mit 40 000 Euro lieferte der Paritätische Wohlfahrtsverband. Wenn alles läuft, und statt derzeit zwei dann 15 Mitarbeiter das Projekt betreuen, wird mit bis zu 300 000 Euro Kosten pro Jahr gerechnet.

Die Möglichkeit, dass Flüchtlinge eine Arbeit aufnehmen können, besteht erst seit diesem Jahr. Besonders groß seien die Chancen für sie in der Gastronomie und Hotellerie, so Jan Hambura vom Wohlfahrtsverband. Die Bereitschaft, Flüchtlinge einzustellen, sei aber vielfach noch unterentwickelt. Auch syrische Ingenieure hätten es nicht leicht. Er berichtet von einem Maschinenbauingenieur, der 30 Absagen erhalten habe. Das Projekt hofft, ihn in zwei bis drei Monaten vermitteln zu können. »Gemeinschaftsunterkünfte sind nicht integrativ«, sagt John. »Hier sitzen die Flüchtlinge meist den ganzen Tag rum. Die beste Integrationsmethode ist, sie in Arbeit zu vermitteln. Das ist auch der schnellste Weg für sie Deutsch zu lernen.«

Bei der Bundesagentur für Arbeit in Berlin gibt es inzwischen ein Team von 15 Mitarbeitern, das sich um Neuankömmlinge kümmert. Je nach Sprachkenntnissen und Qualifikation der Asylbewerber werde versucht, schnell eine geeignete Ausbildung oder einen Arbeitsplatz zu finden, erläutert der Sprecher der Regionaldirektion, Christian Henkes. So würden derzeit 20 bis 30 Bewerber täglich befragt, ihre Möglichkeiten eingeschätzt.

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