Fremde Lorbeeren

Oliver Kern über Weltleichtathletik-Präsident Coe, der in der investigativen Recherche eines Journalisten eigene funktionierende Antidoping-Arbeit sieht

Der Weltleichtathletikverband IAAF ist in seine tiefste Krise gestürzt. Ex-Präsident Lamine Diack soll Athleten um Millionen Euro erpresst haben, damit ihre positiven Dopingtests vertuscht werden. Nun wird er von der französischen Justiz angeklagt. Sein Nachfolger Sebastian Coe zeigt sich schockiert. Dabei war er acht Jahre lang Diacks Vize.

Die Leichtathletik hat ein Dopingproblem, und doch behauptet Coe, dass das Kontrollsystem der IAAF und der Welt-Antidoping-Agentur WADA funktioniere. Sonst hätten es die Anklage nicht an die Öffentlichkeit geschafft. Eine typische Verbandsstrategie: Wird nichts publik, gibt es auch kein Problem. Wenn doch, funktioniert die Kontrolle reibungslos.

Nur hat die Justiz ihre Erkenntnisse von einer Kommission erhalten, die zwar von der WADA eingesetzt wurde, aber unabhängig von ihr agierte. Jene Kommission wurde zudem aufgrund einer investigativen Recherche der ARD gegründet. Coe sagt, er habe erst vergangene Woche von den Korruptions-Anschuldigungen gegen Diack und dessen Sohn erfahren - dabei hatte sie die ARD schon im Dezember 2014 erhoben. Da war Diack noch IAAF-Präsident. Seit Montag soll er nicht mal mehr Ehrenmitglied des IOC sein; seine Suspendierung steht bevor. Das will schon was heißen.

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