»Die wollen unseren Kampfgeist brechen«

Flugbegleitergewerkschaft UFO schließt nach Streikende weitere Arbeitsniederlegungen bei Lufthansa nicht aus

  • Hans-Gerd Öfinger, 
Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 2 Min.
Am letzten Streiktag musste Lufthansa noch mal rund 970 Flüge streichen. Der Konflikt mit den Flugbegleitern ist nicht beigelegt.

Der achttägige Arbeitskampf der Flugbegleiter bei Lufthansa ging am Freitag zu Ende. Am letzten Streiktag wurden nach Konzernangaben rund 970 Flüge gestrichen. Eine Lösung des Konflikts um Betriebsrenten und Übergangsversorgung ist nicht in Sicht. Neue Streiks sind möglich.

In den Terminals des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens herrschte eine für einen Freitagnachmittag ungewöhnliche Gelassenheit, weil die allermeisten Lufthansa-Passagiere rechtzeitig vom Ausfall ihrer gebuchten Flüge erfahren hatten. Umso lebendiger und lauter war die Atmosphäre vor der nahen Konzernzentrale, wo die Flugbegleitergewerkschaft UFO zur Streikkundgebung aufgerufen hatte. »Wir sind die Lufthansa«, skandierten die gut 2000 Teilnehmer und bekundeten unüberhörbar ihre Entschlossenheit, den Konflikt bis zu einer akzeptablen Einigung fortzusetzen.

Anders als bei früheren Streiks waren diesmal auch nicht im Streik befindliche Berufsgruppen wie Piloten, Bodenpersonal und Service-Mitarbeiter vertreten, die in der Pilotenvereinigung Cockpit (VC) oder der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di organisiert sind. »Dieser Schulterschluss ist absolut erwünscht«, so UFO-Chef Nicoley Baublies. »Das Teile und Herrsche funktioniert nicht«, betonte VC-Chef Ilja Schulz. VC-Mitglieder beklagten, dass die Konzernspitze 900 Nachwuchspiloten eine Einstellung in der Kernbelegschaft verweigere und sie in die Billigtochter Eurowings abschieben wolle.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr schickte seine Vorstandskolleginnen Simone Menne und Bettina Volkens zur Besänftigung der aufmüpfigen Flugbegleiter an die Streikfront. Mit ihrem Verweis auf Renditeerwartungen für 2016 von rund zwei Milliarden Euro aufgrund sinkender Erdölpreise und einen beinharten Wettbewerb in der Branche konnten die Spitzenmanagerinnen indes die Menge nicht überzeugen.

»Hedgefonds regieren die Welt und BlackRock regiert die Lufthansa«, verwies ein Pappschild auf den vom Großaktionär und US-Vermögensverwalter BlackRock ausgehenden Renditedruck. Baublies erinnerte daran, dass UFO seit Jahren zu Lohnopfern für einen Konzernumbau bereit sei. Der Lufthansaspitze gehe es offenbar nicht um eine faire Einigung, »sondern darum, den Kampfgeist der Mitarbeiter zu brechen«, so Baublies, der weitere Streiks für die kommenden Wochen nicht ausschloss und dafür viel Applaus erntete.

Lufthansa will ab Sonnabendvormittag wieder zügig zum Normalbetrieb zurückkehren.

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