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Von dunklem Stoff, der sogar flüstern kann
Roberto Trotta lädt zu einer Reise in das Universum ein - in tausend einfachen Worten und einigen lyrischen Übertreibungen
Schon der Titel macht neugierig: Sollte das Buch wirklich nur aus 1000 Wörtern bestehen? Und überdies aus einfachen. Sie sollen genügen, das Universum zu erklären? So ist es. In einer poetischen, oft fast kindlichen Sprache entführt uns Roberto Trotta in die chilenische Atacama-Wüste, wo die größten Teleskope der Welt in trockener Höhe zum Himmel gerichtet werden.
Roberto Trotta: Alles über das All – erzählt in 1000 einfachen Wörtern.
A. d. Englischen von Andreas Wirthensohn. C.H. Beck. 125 S., geb., 14,95 €.
Wir begleiten eine Forscherin, die hierher gekommen ist, um die größten Rätsel der Astronomie zu entschlüsseln. Während die Teleskope ihre Arbeit verrichten und Unmengen von Daten auf den Rechner transportieren, sinniert sie nach, wie alles dereinst begann - Gelegenheit für historische Exkurse des Autors. Doch auch all die faszinierenden Fragen der heutigen Zeit kommen zur Sprache: die rätselhafte Dunkle Materie und die ebenfalls noch ganz unverstandene Dunkle Energie, die das Weltall immer schneller ausein-ander treibt. Der Leser und die Leserin erfahren, durch welche Beobachtungen man dazu kam, diese Phänomene zu entdecken und worin die Schwierigkeiten begründet liegen, sie zu verstehen. Dass wir dazu auch die Welt des Kleinsten, die Elementarteilchen und ihre Geheimnisse enträtseln müssen, erfahren wir ebenfalls. So werden auch die Zusammenhänge zwischen der Suche nach dem Anfang der Welt und jenen großen Experimenten klar, die gegenwärtig im Europäischen Kernforschungszentrum CERN in Genf durchgeführt werden. Als sich die Nacht auf dem Cerro Paranal dem Ende zuneigt, hat unsere Protagonistin einen verrückten Gedanken: Vielleicht ist irgendwo da draußen eine andere Frau, die genauso aussieht wie sie, die bis in die kleinste Zelle genau so ist wie sie und die jetzt genau das Gleiche tut. Wie diese Geschichte ausgeht und ob sie diese kosmische Doppelgängerin findet, wird hier natürlich nicht verraten.
Über eines wundert man sich allerdings. Wenn Autor und Verlag Erklärungen in »1000 einfachen Wörtern« versprechen, warum dann neue Begriffe für Wohlbekanntes erfinden? Jedes Kind weiß, was ein Teleskop und Planeten sind. Hier ist von »Groß-Seher« und »Verrückten Sternen« die Rede. Und wozu ersetzt der Autor den »Forscher« durch den »Such-Menschen«? Sogar feststehende Termini der Astronomie werden kühn verworfen. Die »Dunkle Materie« wird zum »Dunklen Stoff«, der sogar flüstern kann. Mag sein, dass der Autor mit fast lyrischer Sprache besonders originell sein wollte. Zum Glück gibt es noch ein Glossar, hier »Erläuterung einiger Ausdrücke« genannt.
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