CIA, Snowden und das Blut der Opfer
Berät der Bundestag das Böse und sind Medien mitschuldig?, fragt René Heilig
Hängt den Kerl auf!, forderte Ex-CIA-Chef James Woolsey und meinte damit Edward Snowden. Der Whistleblower, der das Treiben des größten US-Geheimdienstes öffentlich machte, sei mitverantwortlich für die Terroropfer in Paris, weil die Fanatiker nun wüssten, wie man versucht, sie aufzuspüren. Folglich klebe das Blut vieler junger Franzosen an Snowdens Händen.
Wow, darauf muss man kommen! Aber warum bleibt Woolsey auf halber Strecke stehen? Warum fordert er nicht: Hackt den Schreiberlingen, die Snowdens Wissen druckten, die Hände ab! Hilfsweise könnte er TV- oder Radiokollegen die Zunge rausreißen. Warum will Woolsey nicht zumindest die Oppositionsmitglieder des NSA-Untersuchungsausschusses in den Katakomben des Bundestages anketten? Schließlich wollen die ganz genau wissen, wie und mit wessen Hilfe die NSA 24 Stunden am Tag illegal Millionen Daten abgreift. Ist das nicht auch eine Art Beratung für das Böse?
Woolseys Ansichten mögen etwas extrem sein - zumal von den Händen eines CIA-Chefs gewiss literweise Blut tropft. Doch tatsächlich - Regierende wie Parlamentarier tendieren auch hierzulande nach den Anschlägen von Paris dazu, den »guten« Geheimdiensten wieder mehr statt weniger Kompetenzen einzuräumen und es mit der Kontrolle ja nicht zu übertreiben. Gerade so, als gäbe es nur eine Wahl - Demokratie oder Überleben.
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