Meißen: ZDF-Team von rechter Organisation angegriffen

Kaltland: Rechte Demonstranten vom sogenannten »Heimatschutz« bedrohen Kameramann / Anklage wegen Brandanschlags auf Flüchtlingsunterkunft in Hoyerswerda / Wegen Pegida: Weniger Touristen in Dresden

  • Lesedauer: 4 Min.
In Meißen haben Rechtsextreme ein Kamerateam des ZDF angegriffen, ein Video dokumentiert die Handgreiflichkeiten. Unterdessen wurden vier Verdächtige wegen Brandstiftung im Flüchtlingsheim Hoyerswerda angeklagt.

Update 14.45 Uhr: Rassisten demonstrieren vor Wohnung von Dresdner Oberbürgermeister
Rassisten haben am Dienstagabend vor der Wohnung des Dresdner Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) demonstriert. Es handelte sich um eine kleinere Gruppe, wie eine Polizeisprecherin am Mittwochmorgen in Dresden sagte. Zuvor berichtete der MDR von der Demonstration am Dienstagabend. Den Angaben zufolge richtete sich der fremdenfeindliche Protest gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in einer Turnhalle an der Thäterstraße in Dresden-Übigau sowie gegen das Vorhaben, auf einer Freifläche ein Containerdorf zu errichten.

Meißen: ZDF-Team von rechter Organisation angegriffen

Meißen. Im sächsischen Meißen kam es am Montagabend zu einem Übergriff auf ein Kamerateams des ZDF. Wie die Sächsische Zeitung schreibt, wurden die Kollegen auf einer Demonstration der rechtsextremen Initiative »Heimatschutz« angegriffen. Der Sender veröffentlichte nun ein Video, welches die Handgreiflichkeiten dokumentiert. Besucher der Demonstration hatten den Kameramann bedroht und versucht ihn an weiteren Aufnahmen zu hindern.

Nach Angaben des ZDF kursieren in Meißen »Drohbriefe gegen Friedensaktivisten und Flüchtlingshelfer« Die Initiative »Heimatschutz« hat sich auf ihrer Facebook-Seite von dem ZDF-Bericht distanziert. Ihr Facebook-Auftritt vermittelt allerdings ein gänzlich anderes Bild, ebenso die flüchtlingsfeindlichen Äußerungen der »Heimatschutz«-Mitinitiatorin Nancy Kanzok.

Anklage wegen Brandanschlags auf Flüchtlingsunterkunft in Hoyerswerda

Die Staatsanwaltschaft Görlitz hat unterdessen Anklage wegen eines Brandanschlags auf eine Flüchtlingsunterkunft in Hoyerswerda erhoben. Den vier Beschuldigten wird vorgeworfen, in der Nacht zum 3. Juni vor einer als Notquartier genutzten Turnhalle einen selbstgebauten Brandsatz auf den Fußweg vor der Halle geworfen zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mit. Die Tatverdächtigen waren zu diesem Zeitpunkt zwischen 17 und 25 Jahre alt. Verletzt wurde niemand. In der Turnhalle befanden sich damals 27 Flüchtlinge verschiedener Nationalität.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft sollte den Bewohnern der Unterkunft angedroht werden, dass sie »jederzeit Opfer einer schweren Brandstiftung werden könnten, da sie in Hoyerswerda unerwünscht seien«. Die Beschuldigten hätten im Ermittlungsverfahren ein Geständnis abgelegt. Die Anklage lautet auf »Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten in Tateinheit mit Verstoß gegen das Waffengesetz«, hieß es weiter. Den Beschuldigten drohe eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren oder eine Jugendstrafe.

Weniger Touristen in Dresden - Imageverlust durch Pegida

Dresden hat in den ersten neun Monaten weniger Besucher aus dem Inland angezogen als im Vorjahreszeitraum. Das Stadtmarketing führt das Minus von 4,2 Prozent bei den Übernachtungen vor allem auf den Imageverlust der Stadt durch fremdenfeindliche Äußerungen bei den Pegida-Demonstrationen zurück. Zuwächse gab es dagegen bei Besuchern aus dem Ausland. Insbesondere bei Spaniern und Chinesen stand Dresden hoch im Kurs. Insgesamt übernachteten von Januar bis September rund 3,2 Millionen Gäste in der Landeshauptstadt, 2,3 Prozent weniger als 2014.

Der sächsische Landestourismusverband sieht den Grund für den Rückgang der Dresden-Besucher dagegen nicht in erster Linie bei Pegida. Vor allem der Einbruch bei Gästen aus Russland aufgrund der Wirtschaftskrise habe sich bemerkbar gemacht, hatte Direktor Manfred Böhme am Montag erklärt.

Dresden hofft nun auf viele Weihnachtsbesucher. Hotels seien bereits gut gebucht, erklärte der Vorsitzende des Tourismusverbands der Stadt, Johannes Lohmeyer.

Lehrer zu Schadenersatz verurteilt, weil er Hakenkreuze übersprühte

Weil der Lehrer Ralf Bender 2013 in Limburg Hakenkreuze übersprühte, hat ihn nun ein Gericht erneut zu tausend Euro Schadenersatz verurteilt. Nachdem die Stadt ihn bereits 2013 zu der Zahlung aufforderte und vor dem Amtsgericht anklagte, bestätigte nun das Landesgericht das Urteil.

Wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, ist der Lehrer über das Urteil schockiert und weigert sich weiterhin die Strafe zu zahlen. Er hätte nur zu der Farbe gegriffen, da die Stadt auch nach einer Aufforderung nicht gegen die Schmierereien vorging. Er will notfalls bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen. Agenturen/nd

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