Karsten Krampitz

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Es hätte ein erfolgreiches Jahr werden können: 1976 wurde der Palast der Republik eröffnet. Bei den Olympischen Sommerspielen errang die DDR vierzig Goldmedaillen; den zweiten Platz in der Länderliste konnten auch die »Bonner Ultras« nicht streitig machen. Die angeblich zehntstärkste Industrienation erschien als Staat gewordener Fortschritt. Und warum sollte man dagegen opponieren, gegen Naturgesetze ankämpfen? Bei den Wahlen zur Volkskammer stimmten am 17. Oktober 99,86 Prozent für die Einheitsliste. Erich Honecker löste Willi Stoph im Amt des Staatsratsvorsitzenden ab. Unter Führung der Arbeiterklasse sollte das Aufbauwerk der entwickelten sozialistischen Gesellschaft planmäßig voranschreiten. Und doch war 1976 eine Zäsur in der Geschichte der DDR. Ein geistiger Erosionsprozess nahm seinen Anfang, der schließlich im Herbst ’89 den SED-Machtapparat einstürzen ließ.

»neues deutschland« zeichnet die Wendepunkte dieses Jahres in einer großen Serie nach. Karsten Krampitz wurde 1969 in Rüdersdorf bei Berlin geboren. Er hat Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaften studiert und über »Das Verhältnis von Staat und Kirche in der DDR infolge der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz am 18. August 1976« promoviert. Krampitz initiierte gemeinsam mit Peter Wawerzinek die Trinkerklappe in Wewelsfleth/Schleswig-Holstein, gründete eine Bettelakademie und besetzte mit Obdachlosen und Junkies Berliner Nobelhotels. 2004 erhielt Krampitz das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. In Klagenfurt wurde er 2009 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, im folgenden Jahr war er Klagenfurter Stadtschreiber. Er arbeitet als Schriftsteller, Journalist und Publizist. Im kommenden Jahr erscheint im Verbrecher Verlag sein Buch: »1976: die DDR in der Krise«. nd

Nächste Woche: Berliner Geschichten. Ein Buch sorgt für Unruhe

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