Integrationspflicht im Advent
Andreas Koristka weiß, wie der indigenen deutschen Bevölkerung ihre Ängste genommen werden könnten
Die CDU hat kürzlich eine Integrationspflicht für Migranten gefordert. Nach einem Vorschlag der rheinland-pfälzischen CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner soll es für Neubürger zukünftig obligatorisch sein anzuerkennen, dass Mann und Frau gleichgestellt sind, Homosexuelle und Andersgläubige nicht diskriminiert werden dürfen und das Grundgesetz gegenüber der Scharia Vorrang genießt. Wer sich nicht integrieren möchte, dem soll eine Änderung seines Aufenthaltsstatus oder die Kürzung von Sozialleistungen drohen.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie Frau Klöckner die Integration, wenn man sie denn verpflichtend einführt, feststellen lassen möchte. Zumindest bei den muslimischen Flüchtlingen ginge das recht unkompliziert: Schließlich können sie unsere Werte glaubhaft anerkennen, indem sie unter den Augen Allahs auf den Koran schwören. Bei allen anderen Migranten genügt das Ehrenwort und eine durchgängige Dauerüberwachung. Dabei könnte festgestellt werden, ob sich in Ehen beide Partner auf Augenhöhe befinden, der Mann auch mal den Geschirrspüler ausräumt, den Müll runterbringt und sich mit den neuesten empirischen Daten, Befunden und Konzepten der Gender-Studies-Forschung vertraut macht - eben genau so, wie es in deutschen Familien üblich ist.
Und wäre nicht auch den Flüchtlingen geholfen, wenn sie endlich die deutsche Lebensart annehmen würden? Wenn sie fortan nicht zu Tausenden in Turnhallen lebten, sondern in einem Reihenendhaus mit zwei Familienautos, einem Häkeldeckchen auf dem Couchtisch und »Das Parlament«-Abonnement? Und wenn sie einfach mal Geld hätten? Der deutsche Durchschnittsverdienst von 41 000 Euro würde schon reichen, um ein auskömmliches Leben zu führen. Stattdessen prügelt sich der Syrer lieber an der Essensausgabe in der Sammelunterkunft. Das muss doch auch unangenehm für sie selbst sein.
Eine zügige Pflichtintegration ist also eine tolle Sache. Es gibt dabei nur einen kleinen Aspekt, bei dem die CDU leider etwas über das Ziel hinausgeschossen ist. Denn auch die Anerkennung des Existenzrechts des Staates Israel soll ihrem Willen nach Pflicht sein. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Natürlich wäre es schön, wenn im Jahr 2015 auch der Letzte akzeptieren könnte, dass es dieses Land gibt. Nur hat das nichts mit Integration zu tun! Fragen Sie mal Beate Zschäpe, die nun wirklich nicht im Verdacht steht, besonders undeutsch zu sein, was sie von Israel hält! Gegen ihre Antwort würde so manche Einwanderer-Meinung wahrscheinlich philosemitisch wirken.
Nein, umgekehrt wird natürlich ein Schuh draus: Wenn die Migranten in Deutschland wirklich heimisch werden möchten, müssen sie genauso werden wie wir: judenfeindlich und generell rassistisch. Pegida hat das eindrucksvoll bewiesen: Dass Akif Pirinçci ein Migrant war, war den Demonstranten in Dresden herzlich egal. Sie haben dem kleinen Kümmel sogar zugejubelt, weil er genauso über die Kanaken geschimpft hat wie sie selbst. Das ist gelebte Integration, ein Fanal an Menschlichkeit und respektvollem Miteinander!
Wenn Migranten also wirklich erfolgreich integriert sein wollen, sollten sie ausländerfeindliche Essays schreiben müssen und ebensolche Reden halten. Schließlich sollten sie dazu verpflichtet werden, Molotow-Cocktails zu bauen und Flüchtlingsheime anzuzünden. So könnte man der indigenen deutschen Bevölkerung ihre Ängste nehmen. Das zarte Pflänzlein namens Vertrauen könnte gedeihen, das so wichtig ist für eine funktionierende Gesellschaft. Die CDU möge also entscheiden, dass Baseballschläger in den Flüchtlingsunterkünften verteilt werden und den Ausländern befehlen, dass sie sich selbst aus dem Land prügeln sollen. Wenn sie das täte, könnte sie diesen Menschen damit helfen, wirklich in unserem Lande anzukommen. Es wäre ein schönes christliches Signal in der Vorweihnachtszeit.
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