Burkina Faso kehrt zur Demokratie zurück
Oppositionspolitiker und ehemalige Ministerpräsident Marc Christian Kaboré zum neuen Präsidenten gewählt
Ouagadougou. Nach schweren politischen Unruhen und nur knapp drei Monate nach einem vereitelten Militärputsch hat das westafrikanische Burkina Faso einen neuen Präsidenten. Der Oppositionspolitiker und ehemalige Ministerpräsident Marc Christian Kaboré habe bei der Wahl am Sonntag 53,49 Prozent der Stimmen errungen, teilte die Wahlkommission in der Nacht zum Dienstag mit. Sein schärfster Gegner, der ehemalige Finanzminister Zéphirin Diabré, kam nach dem vorläufigen Endergebnis nur auf 29,65 Prozent. Medienberichten zufolge gratulierte Diabré dem Wahlsieger zum Erfolg.
In der ehemaligen französischen Kolonie war nach dem Abgang des langjährigen Herrschers Blaise Compaoré vor gut einem Jahr eine Übergangsregierung an der Macht, die im September nur mit Mühe einen Militärputsch überstanden hatte. Compaoré hatte sich Ende der 1980er Jahre an die Macht geputscht und wollte im vergangenen Jahr die Verfassung ein zweites Mal ändern lassen, um weiter im Amt bleiben zu können. Nach wochenlangen Massenprotesten musste er aber schließlich seinen Hut nehmen. Beobachter sprachen damals in Anlehnung an den »Arabischen Frühling« hoffnungsvoll von einem »Schwarzen Frühling«.
Burkina Faso ist der größte Baumwollproduzent Afrikas und hat auch reiche Goldvorkommen. Dennoch gilt der Binnenstaat, der unter anderem an Mali, Ghana und die Elfenbeinküste grenzt, als eines der ärmsten Länder der Welt: Jugendarbeitslosigkeit und Analphabetismus sind selbst in der Hauptstadt Ouagadougou weit verbreitet, und im »Human Development Index 2013« rangiert das Binnenland auf Platz 181 von insgesamt 187.
Der 58-jährige Kaboré ist Präsident der sozialdemokratischen Volksbewegung für Fortschritt (MPP), die sich im vergangenen Jahr aus Protest gegen die geplante Verfassungsänderung von Compaorés Regierung abgesetzt hatte. Insgesamt standen 14 Kandidaten zur Wahl, Chancen auf das höchste Staatsamt wurden aber nur Kaboré und dem Finanz- und Wirtschaftsexperten Diabré (56) eingeräumt.
Von den knapp 17 Millionen Einwohnern waren rund 5,5 Millionen wahlberechtigt. Sie wählten gleichzeitig ein neues Parlament. Dabei bewarben sich 7000 Kandidaten um die 127 Sitze. dpa/nd
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