U-Bahn-Linie 5 könnte noch teurer werden

Berlin drohen Rückzahlungen an den Bund von über 300 Millionen Euro

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Falls der Lückenschluss zwischen Alex und Brandenburger Tor nicht bis 2020 fertig wird, will der Bund sein Geld zurück.

Die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alex zum Brandenburger Tor und darüber hinaus bis zum Hauptbahnhof könnte Berlin noch teurer zu stehen kommen als bisher abzusehen. Bereits jetzt sind die Kosten um fast 100 Millionen Euro gestiegen. Doch es könnten noch einige hundert Millionen mehr werden, wenn der Bau der Linie nicht bis 2020 fertig ist. Dann muss das Land Gelder zurückzahlen, die der Bund in das Projekt investiert hat. Dabei handelt es sich um mindestens 295 Millionen Euro.

Das geht aus einem Papier der für den Bau gebildeten BVG-Projektgesellschaft hervor, das »nd« vorliegt. Demnach verpflichtet sich Berlin, »dem Bund die bisher nach Hauptstadtfinanzierungsvertrag für die U 5 verausgabten Bundesmittel verzinst mit 4 Prozent ... zurückzuerstatten«. Pro Kalenderjahr wäre allein von drei Millionen Euro Zinsen auszugehen, heißt es in dem Papier. Pikant: das Land Berlin sollte noch nicht offiziell über die möglichen Rückforderungsansprüche des Bundes »aufgrund einer Fertigstellung nach 2019« informiert werden.

Ursprünglich sollte die Strecke 2017 in Betrieb gehen, dann 2019, nun ist von Ende 2020 die Rede. Es wird also knapp mit der Einhaltung der Frist. Und das, obwohl an dem Bauwerk bereits seit 20 Jahren gebuddelt wird. Kanzler Helmut Kohl persönlich sorgte im Oktober 1995 für den ersten Spatenstich. Doch 2001 stoppte der Senat die Arbeiten, wurde vom Bund jedoch zum Weiterbau gezwungen, weil er bereits viel in das Projekt investiert hatte. Dann sorgten Wassereinbrüche und andere Tücken des Berliner Bodens dafür, dass der erste Abschnitt zwischen Brandenburger Tor und Hauptbahnhof nicht wie geplant zur Fußball-WM 2006, sondern erst drei Jahre später in Betrieb genommen werden konnte. Allein dieser nur 1,8 Kilometer lange Abschnitt kostete 320 Millionen Euro.

Seit 2012 wird die 2,2 Kilometer lange Lücke zwischen Alex und Brandenburger Tor für 525 Millionen Euro geschlossen. Inzwischen hat die Tunnelbohrmaschine »Bärlinde« zwei Röhren im Rohbau fertiggestellt.

Allerdings blieb das Projekt von neuerlichen Pannen nicht verschont, wodurch es sich weiter verzögert. Der BVG-Projektgesellschaft könnten daraus weitere Kosten entstehen. Denn ihr wird eine Mitschuld an der Havarie vom 17. August 20014 gegeben. Kurz nachdem damals die erste Röhre fertig war, drangen Wasser und Schlamm in die unterirdische Baustelle. Ein Gutachter ermittelte, dass eine bereits bestehende Wand des Bahnhofs Brandenburger Tor nicht den Anforderungen entsprach. Doch die BVG hätte wegen ihrer Erfahrungen aus den Wassereinbrüchen von 2006 »die Wahrscheinlichkeit eines Mangels erkennen und in ihre Störfallszenarien einfließen lassen müssen«, heißt es im Gutachten. Ihre Entwurfsplanung sei daher »zu einem geringeren Anteil als weitere Schadensursache zu benennen«. Welche finanziellen Konsequenzen sich daraus für das Unternehmen ergeben, ist unklar. Die Projektversicherung will offenbar nicht einspringen. Von der BVG war bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten.

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