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Paris ist nur ein erster Schritt, die Umsetzung ist der Knackpunkt
Universales Klimaabkommen eröffnet für Vietnam Chancen auf Ausbau erneuerbarer Energien
195 Regierungen haben sich in Paris auf das erste wirklich universale Klimaabkommen verständigt. Ein zentraler Punkt ist die gemeinsame Verantwortung aller Länder im globalen Klimaschutz und der gemeinsame Wille zur Transformation. Was bedeutet der Vertrag konkret für ein Schwellenland wie Vietnam, das zweifellos zu den Ländern weltweit gehört, die schon heute am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. SODI hat mit Stefan Rostock von Germanwatch über die Ergebnisse der Verhandlungen im Hinblick auf das Projektland Vietnam gesprochen.
nd: Sind die Bedürfnisse der Entwicklungsländer in Paris angemessen berücksichtigt worden?
Rostock: Das Abkommen ist nur der erste Schritt, die tatsächlichen Einsparungen finden jetzt auf Ebene der Nationalstaaten statt. Wichtig für die Entwicklungsländer ist das gesenkte Erwärmungslimit »well below 2°«. Entscheidend in der Umsetzung ist jedoch der sogenannte Ratschenmechanismus zur regelmäßigen Überprüfung und Nachjustierung der Kurzfristziele. Dazu gehört die Einhaltung der erweiterten Finanzierungszusagen der Industriestaaten. Auch müssen schon vor Inkrafttreten des Abkommens in 2020 Maßnahmen zur Emissionsreduktion durchgeführt werden.
Wie beurteilen Sie die Ergebnisse der Verhandlungen für Vietnam?
Als vom Klimawandel besonders betroffenes Land profitiert Vietnam natürlich von mehr Klimaschutz weltweit, einem möglichst raschen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas und von mehr zur Verfügung gestellter Finanzierung und Technologie. Andererseits wird Vietnam ab 2020 beim Klimaschutz auch mehr in die Pflicht genommen. Hieraus könnte sich die Chance ergeben, die notwendigen Investitionen in Infrastruktur direkt in zukunftsfähige Bahnen zu lenken. Der Aufbau von Energieversorgung mit erneuerbaren Energien und elektromobilem öffentlichen Personennahverkehr könnten hier wegweisende Schritte sein.
Die besonders gefährdeten Staaten müssen sich in den kommenden Jahrzehnten an den Klimawandel anpassen. Wie könnte das aussehen?
Die Folgen des Klimawandels treten lokal sehr unterschiedlich und zum Teil in bisher so nicht gekannten Wetterlagen und Extremwetterereignissen auf. Deswegen braucht Anpassung vor allem auch die Kompetenz der Bevölkerung vor Ort. Diese muss um wissenschaftliche Aussagen zur zukünftigen regionalen Entwicklung von Extremwetterereignissen und langfristig schleichenden Veränderungen ergänzt werden. Die Rückbesinnung auf traditionelles Saatgut und kleinbäuerliche Anbaumethoden kann dabei Schwankungen von Temperatur und Niederschlägen teilweise ausgleichen. Es wird in Zukunft klimawandelbedingte Schäden geben, an die sich nicht angepasst werden kann. Hier können internationale Finanzierungs- oder Versicherungslösungen helfen, dabei ist es hilfreich, lokale Formen der Selbstorganisation zu stärken und zu fördern.
Neben finanzieller Unterstützung aus den Industriestaaten - was sollten die Staaten des Globalen Nordens darüber hinaus noch leisten?
Industrieländer brauchen nun einen Plan, um aus Kohle, Öl und später aus Gas auszusteigen. Für Deutschland bedeutet dies konkret in den nächsten 20 bis spätestens 25 Jahren, aus der Kohleverstromung auszusteigen. Im Bereich der Finanzierung müssen Zusagen eingehalten werden. Es bleibt viel zu tun.
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