Afrikanische Träume
Menschenhandel im Fußball
Der Traum vom Profifußball lockt. Laut einer Studie der Wohltätigkeitsorganisation Foot Solidaire in Paris reisen jedes Jahr etwa 15 000 Jungen aus Westafrika in das Ausland. Manche fliegen mit Kurzzeitvisa vor allem nach Osteuropa, andere müssen den langen Weg durch die Sahara laufen, um dann aus Ländern wie Tunesien und Marokko gefährliche Bootsreisen nach Europa auf sich zu nehmen. Wenige dieser Jungen haben das Glück, am Ende ihrer Reise tatsächlich eine Chance bei einem Profiklub zu erhalten.
Die meisten sind auf sich allein gestellt, sobald die vermeintlichen Agenten ihren wirtschaftlichen Wert ausgeschöpft haben. Um die Lebensersparnisse ihrer Familien beraubt und zu beschämt, um den daheim Gebliebenen die Wahrheit zu erzählen, lassen die Jugendlichen ihre Visa auslaufen, viele werden zu Straßenkindern.
»Wir kämpfen schon seit 15 Jahren gegen den Menschenhandel«, sagte Jean-Claude Mbvoumin, Gründer von Foot Solidaire. Er selbst spielte einst international Fußball. Seine Organisation versucht, »all diesen jungen afrikanischen Spielern« auf den Straßen in Paris mit Essen, Unterkünften und psychologischer Unterstützung zu helfen. Mbvoumin glaubt, dass der Weltverband FIFA und nationale Fußballverbände mehr zum Schutz von Minderjährigen tun sollten.
Im April entschied die FIFA, ihr System zugelassener Agenten einzustellen. Stattdessen arbeitet sie jetzt mit Mittelsmännern. Diese Entscheidung wurde von vielen Beobachtern kritisiert, die glauben, dass sie junge Fußballer noch angreifbarer macht. »Kriminelle, die vortäuschen, Agenten zu sein und junge Fußballer online betrügen«, kommen laut dem Internationalen Zentrum für Sportsicherheit (ICSS) vor allem aus Nigeria und der Ukraine. Jake Marsh von ICSS sagte, dass eine Untersuchung »zahlreiche falsche Agentenprofile« gefunden habe. Der Weltverband erlaubt, junge Spieler ab einem Alter von zwölf Jahren zu transferieren. »Die FIFA braucht eine Abteilung gegen den Menschenhandel mit jungen Spielern,« glaubt Marsh.
Das Palermo-Protokoll der Vereinten Nationen gibt der internationalen Gemeinschaft gemeinsame Verantwortung, diese Verbrechen »in den Heimat-, Transit- und Ankunftsländern« nicht nur zu verhindern, sondern »die Menschenhändler zu bestrafen und die Opfer sowie ihre international anerkannten Menschenrechte zu beschützen«. Mbvoumin glaubt allerdings, dass das Hauptproblem »im Ursprungsland des Spielers« liege. Maßnahmen in den westafrikanischen Ländern würden laut ihm das Problem um mindestens 70 Prozent verringern.
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