Wenn China das gleiche tut

Klaus Joachim Herrmann über Kritik am Pekinger Anti-Terror-Gesetz

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 1 Min.

Chinas mächtige ständige Kommission stimmte am Sonntag für das erste Anti-Terror-Gesetz des Landes. Sondergremien auf höchster Ebene sind längst gebildet, Spezialeinheiten formiert, Millionen Überwachungskameras installiert. Experten des Mercator Institutes für China Studien verweisen auf einen auch im Reich der Mitte zunehmend gewalttätigen Terrorismus. Der forderte bereits Dutzende Tote und Hunderte Verletzte. Die Attacken gelten Einrichtungen der Staatsmacht ebenso wie Zivilisten im Alltag. Zum Arsenal der Täter gehören Sprengstoff, Autobomben und Selbstmordattentate wie anderswo auch.

Das chinesische Gesetz war deshalb fällig, wenn nicht gar überfällig. Doch es ruft Kritiker auf den Plan. Allen voran in den USA. Dort sehen Präsident und Wirtschaftsspitzen Meinungsfreiheit und Privatsphäre bedroht, Verschlüsselungstechnologien ausländischer - also eigener - Technologieunternehmen vor der Offenlegung. Gerade die USA selbst aber - und ihre wichtigsten Verbündeten - haben bislang im Zeichen des »Krieges gegen den Terrorismus« nichts von dem ausgelassen, was ihnen gegenüber Peking Einwände wert ist. Wenn sie etwas selbst und viele mit ihnen das gleiche tun, ist es für sie bei China noch lange nicht dasselbe. Gleiches Recht für alle gilt nicht, die Kritik erweist sich als Heuchelei.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.