Viele Tote bei Anschlag auf Hotel in Burkina Faso
Bewaffnete Islamisten stürmen Hotel und Restaurant / Miliz Aqmi bekennt sich zu Attentat / UN fürchten Bündnis von IS mit anderen Islamisten in Nordafrika
Berlin. Bewaffnete Islamisten haben ein Hotel und ein nahegelegenes Restaurant in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou angegriffen und mindestens 20 Menschen getötet. Die Angreifer stürmten am Freitagabend das Luxushotel »Splendid« und verschanzten sich darin. Die Dschihadistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (Aqmi) bekannte sich zu der Tat. Agmi hatte erst vor knapp zwei Monaten ein Hotel im benachbarten Mali angegriffen und 20 Menschen getötet.
Im Hotel und vor dem Restaurant fielen Schüsse, Explosionen waren zu hören. Die Zahl der Todesopfer war zunächst unklar. Ein Krankenhauschef sprach von mindestens 20 Toten. Innenminister Simon Compaoré sagte der Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Feuerwehr, auf der Terrasse des ebenfalls angegriffenen Restaurants »Cappuccino« lägen rund ein Dutzend Leichen.
Stunden nach Beginn des Angriffs brachten Einsatzkräfte in der Nacht zum Samstag 33 Verletzte aus dem Hotel in Sicherheit. 30 weitere Menschen verließen nach Angaben von Kommunikationsminister Rémis Dandjinou unverletzt das Gebäude. Darunter sei auch Arbeitsminister Clément Sawadogo, der zum Zeitpunkt des Angriffs in dem Hotel war. Der Einsatz zur Erstürmung des Gebäudes dauerte am frühen Morgen an. In den oberen Stockwerken des Gebäudes waren Schüsse zu hören, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Die Islamistenorganisation Aqmi bekannte sich im Internet zu dem Angriff. Es handele sich um »Rache an Frankreich und dem ungläubigen Westen«, erklärte sie. Die Angreifer gehörten zur in Mali aktiven Gruppe Al-Murabitoun unter Führung von Mokhtar Belmokhtar, erklärte das auf die Analyse islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site. Ein AFP-Reporter sah, dass mehrere Angreifer Turbane trugen.
Die Armee teilte mit, bei einem weiteren Angriff an der Grenze zu Mali seien am Nachmittag zwei Menschen getötet worden. Rund 20 schwer bewaffnete Männer hätten Gendarmen im Dorf Tin Abao rund 40 Kilometer vor der Grenze angegriffen.
Burkina Faso ist weitgehend friedlich, doch griffen im Nachbarland Mali in den vergangenen Jahren wiederholt militante Islamisten von westlichen Ausländern frequentierte Hotels an. Am 20. November hatten Bewaffnete ein Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako attackiert; dabei wurden 20 Menschen getötet, darunter 14 Ausländer. Auch zu diesem Angriff bekannte sich Aqmi.
Die Vereinten Nationen fürchten derweil ein Bündnis der IS-Terrormiliz mit anderen islamistischen Extremisten in Nordafrika. »Südlich von Libyen gibt es islamistische Terrorgruppen wie zum Beispiel Boko Haram«, sagte der UN-Beauftragte für Libyen, Martin Kobler, der »Bild«-Zeitung. »Es ist erkennbar, dass ISIS in diese Richtung zielt, um einen Schulterschluss mit diesen Organisationen zu suchen. Das muss die internationale Gemeinschaft unbedingt verhindern.« ISIS ist ein anderer Name für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Kobler warnte, solange es in Libyen kein funktionierendes Staatswesen gebe, sei das Land »ein idealer Rückzugs- und Operationsraum für die Islamisten«. Auch deshalb müsse unbedingt versucht werden, den Staatszerfall aufzuhalten und die politischen Gräben im Land zu schließen. »Ansonsten droht das Land auf mittlere Sicht ein Brutkasten des Terrors zu werden.«
Nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Muammar al-Gaddafi hatten zwei konkurrierende Regierungen die Führung des Landes jeweils für sich beansprucht - das von Islamisten dominierte Tripolis und die international anerkannte Regierung im ostlibyschen Tobruk. Politiker beider Führungen unterzeichneten im Dezember einen UN-Friedensplan für das Land, der allerdings noch nicht in Kraft ist. Er sieht die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vor. Agenturen/nd
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