Bäderbetriebe mit Gewinn - Kritik an Personalmangel

In die Schwimmhallen kamen 2015 wieder deutlich mehr Besucher, wofür allerdings vor allem das gute Sommerwetter ursächlich war

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 3 Min.
Berliner Bäder-Betriebe (BBB) bleiben das Sorgenkind unter den kommunalen Unternehmen. Aufgrund des Sanierungsstaus steigen die Ausfallzeiten und das Personal ist mit der Leitung unzufrieden.

Fast täglich erreicht die Abgeordneten des Sportausschusses im Landesparlament Post zu den Berliner Bäder-Betrieben (BBB). Langjährige Kunden beschweren sich in den Schreiben, von denen »neues deutschland« einige vorliegen, über die Zustände in der öffentlichen Daseinsvorsorge. »Um es vorab zu sagen, die Stimmung ist so schlecht, wie ich es bisher noch nie erlebt habe«, schreibt beispielsweise ein Trainer, der in vielen Schwimmhallen im Ostteil der Stadt arbeitet. Die Liste der Kritik ist lang: Beschwerden gibt es über »spontane Schließungen«, »unzureichende Hygiene«, überlastete Aufsichtskräfte sowie Kurse, die nicht stattfinden.

Selbst in der Senatskoalition scheinen einige die Geduld mit dem kommunalen Sorgenkind zu verlieren. »Ich bin ziemlich traurig, dass die Mittelaufwüchse am Ende nicht bei den Kunden ankommen«, sagte Dennis Buchner (SPD) am Freitag im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses. Im neuen Doppelhaushalt 2016/2017 sind für die Bäderbetriebe pro Jahr rund 50 Millionen Euro an Subventionen vorgesehen, fünf Millionen Euro mehr als noch in den Vorjahren.

Im Sportausschuss ging es am Freitag um die »Berliner Bäder-Betriebe - Ausblick auf das Jahr 2016«. Die derzeit alleine im Vorstand amtierende Bäderchefin Annette Siering zeichnete ein anderes Bild: Im Jahr 2015 konnte das Unternehmen sogar 0,9 Millionen Euro Gewinn erwirtschaften. In der Summe fanden auch nach Einbrüchen im Jahr zuvor wieder mehr Besucher den Weg in oftmals marode Schwimmhallen und Sommerbäder. Rund 565 000 Gäste mehr, so dass im gesamten Jahr 6,2 Millionen Besucher zu verzeichnen waren. Der Zuwachs war neben dem guten Sommerwetter auch auf drei Schwimmbäder zurückzuführen, die fertig saniert wurden. Zudem gibt es eine neue Homepage und bald auch ein Kundencenter in der Schwimmhalle auf der Fischerinsel in Mitte. Die Zahl der Betriebsstunden habe sich 2015 steigern lassen. »Unsere engagierten Kolleginnen und Kollegen haben sehr gute Arbeit geleistet«, erklärte Siering.

Doch gerade beim Personal liegt eines der Hauptprobleme. Erst im November vergangenen Jahres hatten sich die Beschäftigten in einem Brandbrief an Sportsenator Frank Henkel (CDU) gewandt, und erklärt: »Der Personalrat und die Beschäftigten der Berliner Bäder-Betriebe sehen die Umsetzung des gesetzlichen Auftrages nicht nur als stark gefährdet, sondern als nicht mehr leistbar an.« Die Stimmung unter den Beschäftigten hat sich offenbar seit dem nicht sonderlich gebessert, ein Indiz dafür dürfte der erhöhte Krankenstand sein. Dass das Unternehmen für 2016 ein digitales Management plant und ein Leitbild unter dem Motto »Berliner Bäder - da kannste wasserleben« im Diskurs mit der Belegschaft umsetzen möchte, scheint die Laune auch nicht zu steigern. Der Personalrat lehnt die amtierende Vorsitzende Annette Siering, die sich dem Hörensagen nach für den vakanten Chefposten bei den Bäderbetrieben beworben haben soll, total ab.

Henkel wollte sich am Freitag nicht zu konkreten Namen äußern. Nur: »Ich bin guter Hoffnung, das wir bis Mitte März eine neue Geschäftsführung haben«, sagte der Sportsenator.

Die Opposition wollte sich den »Jubelmeldungen« nicht anschließen. »Sie tragen mit dem Personalmangel etwas auf dem Rücken der Mitarbeiter aus«, kritisierte die sportpolitische Sprecherin der LINKEN, Gabriele Hiller. Wie dünn die Personaldecke inzwischen ist, zeige ein Blick auf die vergangene Woche: Von 31 Bädern waren 14 von Einschränkungen betroffen.

Doch nicht nur die Geschäftsführung des Unternehmens der öffentlichen Daseinsvorsorge steht unter Beobachtung, sondern auch der Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des Sortsenators. »Die Rolle des Aufsichtsrats, das ist manchmal mehr Raten als Aufsicht«, sagte die Sportexpertin der Grünen, Anja Schillhaneck.

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