Sexuelle Ausbeutung von Syrerinnen im Libanon
Amnesty: Die Gefahr von Missbrauch und Nötigung geflüchteter Frauen in Syrien Nachbarland hat zugenommen / Fehlende internationale Hilfsgelder verschärfen die Situation
Berlin. Amnesty International warnt vor der gestiegenen Gefahr für weibliche Flüchtlinge, im Libanon sexuell ausgebeutet zu werden. Flüchtlinge aus Syrien lebten im Nachbarland in unsicheren Verhältnissen und großer Armut, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Dies gelte besonders für Frauen. Ihre Lage verschärfe sich durch diskriminierende Gesetze und den Rückgang internationaler Hilfsgelder immer weiter.
Insbesondere der unsichere Aufenthaltsstatus von syrischen Flüchtlingen führe dazu, dass Frauen Vermietern, Arbeitgebern und selbst Polizisten schutzlos ausgeliefert seien, heißt es in dem Bericht. Amnesty zufolge berichten viele weibliche Flüchtlinge, dass ihnen Unterstützung als Gegenleistung für sexuelle Dienstleistungen angeboten wurde.
»Die Kombination von ausbleibenden Hilfsgeldern und strikten Restriktionen für Flüchtlinge seitens der libanesischen Regierung verstärkt ein Klima, in dem weibliche Flüchtlinge aus Syrien Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt sind und von den Behörden keinen Schutz erhalten«, erklärte Kathryn Ramsay von Amnesty International. Seit dem vergangenen Jahr hindere die libanesische Regierung die UN-Flüchtlingsbehörde daran, weitere syrische Flüchtlinge zu registrieren und führe neue Regeln ein, die eine Verlängerung des Aufenthaltsstatus erschwerten.
Ohne einen legalen Aufenthaltsstatus müssten sie willkürliche Verhaftungen, Inhaftierungen und sogar Abschiebungen befürchten. Deshalb hätten viele Angst davor, Missbrauchsfälle bei der Polizei zu melden. Hinzu kommt laut Amnesty, dass 20 Prozent der Haushalte von syrischen Flüchtlingen im Libanon von Frauen geführt werden. Frauen seien oft die Haupteinkommensquelle der Familie, da ihre Ehemänner in Syrien getötet, verhaftet oder entführt worden seien.
Ungefähr 70 Prozent der syrischen Flüchtlinge leben dem Bericht zufolge im Libanon unterhalb der Armutsgrenze. 2015 hätten die Vereinten Nationen von der internationalen Staatengemeinschaft nur 57 Prozent der benötigten Hilfsgelder für den Libanon erhalten, hieß es weiter.
Am Donnerstag wird in London eine Geberkonferenz stattfinden, zu der Deutschland, Großbritannien, Norwegen und der Vereinten Nationen einladen. Mehr als 70 Regierungsvertreter sollen zusammenkommen. Erwartet werden unter anderm Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Agenturen/nd
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