Aufruf gegen Diskriminierung von Sinti und Roma
Betroffene erleben massive Ablehnung und Ressentiments
Berlin. Ein breites Bündnis verschiedener Organisationen will mit einer Kampagne auf die andauernde Diskriminierung von Sinti und Roma aufmerksam machen. »Der Rassismus, den Sinti und Roma europaweit im Alltag erleben, ist unerträglich«, erklärte Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal, zur Gründung der Initiative am Montag in Berlin. Es gehe darum, diese Situation »endlich öffentlich« zu benennen, zu verurteilen und dagegen anzugehen.
Kern der Kampagne gegen Antiziganismus ist ein Aufruf mit fünf zentralen Forderungen, der auf der Internetseite veröffentlicht wurde. Die Bürger werden aufgerufen, die Forderungen zu unterzeichnen und sich so gegen die Ausgrenzung von Sinti und Roma auszusprechen. Die gesammelten Unterschriften sollen dann unter anderem an Bundestags- und Europaabgeordnete, Minister und die Medien übergeben werden.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes unterstützt den Aufruf. »Auch in Deutschland werden Sinti und Roma diskriminiert - ob im Job oder bei der Wohnungssuche«, erklärte Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle. Sie erlebten in besonderem Maße Ablehnung und Ressentiments.
Die Grünen-Abgeordneten Volker Beck und Tom Koenigs nannten es »eine Schande«, dass rassistische Vorurteile siebzig Jahre nach dem Völkermord an Sinti und Roma immer noch derart verbreitet seien. Politik und Verwaltung, Schulen und Medien seien in der Pflicht, dies zu ändern. Die Erscheinungsformen des Antiziganismus müssten systematisch untersuchten und Wissen über Sinti und Roma vermittelt werden, erklärten die Grünen-Politiker.
Der Aufruf wird von zahlreichen Organisationen und Verbänden unterstützt, unter anderem von der Diakonie, der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, dem Zentralrat der Juden und dem Maxim Gorki Theater in Berlin.
Sinti und Roma sind Europas größte ethnische Minderheit. Die Nationalsozialisten töteten aus Rassenhass mehr als eine halbe Million Angehörige der Volksgruppe. Auch heute noch werden viele Menschen diskriminiert. Der Rassismus hat in den vergangenen Jahren nach Angaben des Bündnisses eine neue Dimension erreicht. Jüngstes Beispiel sei etwa der Angriff auf das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma, das im Oktober 2015 mit einem Hakenkreuz und dem Wort »Vergasen« beschmutzt wurde. Agenturen/nd
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