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Schneekanonen für Grönland

Arktische Winterspiele sind erstmals gefährdet

  • Bengt Arvidsson, Stockholm
  • Lesedauer: 3 Min.
Der milde Winter gefährdet die Arktischen Winterspiele in der Nähe der grönländischen Hauptstadt Nuuk. Es fehlt an Schnee. Die arktische Insel hat nun Schneekanonen einfliegen lassen.

Das Wetter spielt zunehmend verrückt. Auf Grönland ist das derzeit besonders deutlich zu spüren. Die einwöchigen arktischen Winterspiele, die am Sonntag beginnen, sind erstmals gefährdet. Und dies aus einem aus grönländischer Sicht absurden Grund. Es gibt nicht genug Schnee. »Nicht einmal in meinen wildesten Fantasien habe ich mir vorstellen können, dass Schnee unser größtes Problem werden könnte. Sturmwetter ja - aber Schnee, nein«, sagt Spieledirektorin Maliina Abelsen.

Normalerweise ist die Winterzeit auf der größten Insel der Welt von Eiseskälte und tonnenweise Eis und Schnee geprägt. Die abgelegene Insel im Nordatlantik hatte stets erhebliche Logistikprobleme. Um ein Haus oder eine Straße zu bauen oder einen Supermarkt mit den notwendigen Lebensmitteln zu füllen, muss nahezu alles aus dem weitab liegenden Dänemark eingeschifft werden. Auch die vielen Stürme sorgen dafür, dass Flüge häufig verschoben oder eingestellt werden müssen. Die Bevölkerung ist abseits der Hauptstadt Nuuk im Westen der Insel oft sehr arm. Es mangelt an vielem. Doch ausgerechnet Schnee und Eis als Mangelware, das gab es bisher nicht. Die rund 1600 angemeldeten Arktissportler bangen.

Neben den Grönländern werden dieser Tage auch Sportler aus Kanada, Alaska, Russland, Norwegen, Finnland und Schweden eingeflogen. Der Fjord in Nuuk, wo die Spiele stattfinden, ist eisfrei. Die offenen Felder rings herum sind eher braun als weiß.

Wo sollen etwa die Hundeschlittenrennen stattfinden? Auch die Disziplinen Snowboard, Skilanglauf und Biathlon sind gefährdet. Schon im Januar lagen die Temperaturen teils bei plus zehn Grad. Die Arrangeure haben nun Schneekanonen einfliegen lassen. Die sind im Dauereinsatz, um die Umgebung von Nuuk mit Kunstschnee zu bedecken. Zudem wurde ein ungewöhnlicher Transportdienst eingerichtet. Wenn Bürger irgendwo größere Schneehaufen entdecken, können sie eine spezielle Telefonnummer anrufen. Dann kommen Lastwagen von Privatunternehmern, sammeln den Schnee ein und bringen ihn zu den Austragungsorten.

»Ganz Nuuk widmet sich derzeit solidarisch der Aufgabe, die Spiele zu retten. Man sammelt sämtlichen Schnee ein, den man finden kann. Auch die Privatwirtschaft zeigt sich da von ihrer besten Seite«, lobt Spieledirektorin Abelsen. Die linke Ex-Finanzministerin des wirtschaftlich kriselnden Landes ist eine Pragmatikerin. So wurde die Langlaufbahn von acht auf vier Kilometer verkürzt. Die Sportler müssen dann eben häufiger wenden. Die Eishockeyspiele finden ohnehin im benachbarten Kanada statt. Von Grönland ist das nicht so weit. »Wir bezahlen lieber zwei Millionen Kronen für die Flugtickets der Athleten hin und zurück, als 40 Millionen für ein neues Eishockeystadium in Nuuk«, rechnet sie vor.

Die Erderwärmung wird unterdessen immer sichtbarer auf Grönland. »Unsere Eisberge im Wasser sind nur noch halb so hoch wie vor 50 Jahren«, sagte ein pensionierter Fischer schon vor Jahren bei einer Bootsrundfahrt vor Ilulissat. Würde Grönlands Eis komplett schmelzen, würde das den Meeresspiegel um sieben Meter ansteigen lassen. Sogar das Inlandeis ist massiv in Gefahr, so eine Studie der Universität Kopenhagen. Es schmilzt immer schneller. Hinzu kommt, dass sich auf Grönland ein riesiger Schmelzkanal vom Inlandeis zum Meer gebildet hat. »Der nordostgrönländische Strom reicht etwa 700 Kilometer hinein ins Festland und berührt 17 Prozent des gesamten Inlandseises Grönlands. Wenn die Schmelze dort an Fahrt zunimmt, kann schnell viel Inlandeis wegbluten«, warnt Forscher Kristian Kjeldsen.

Die Gästezahl von insgesamt etwa 2000 bei den Spielen ist eine Herausforderung. Für Grönland mit 56 000 Einwohnern auf 2,1 Millionen Quadratkilometern Landfläche (sechsmal so groß wie Deutschland) ist das eine riesige Menschenansammlung.

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