Wie die Schneekönige
Freiburg besiegt Leipzig in verschneitem Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga
Gerade war das Spitzenspiel der Zweiten Liga abgepfiffen worden, der Zweite hatte den ersten besiegt. Und nun redeten alle ... über das Wetter. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon mal auf so einem Geläuf gespielt habe«, sagte Freiburgs Angreifer Nils Petersen, der mit seinem Pass den 2:1-Siegtreffer von Florian Niederlechner (68.) vorbereitet hatte. Zuvor hatten Vincenzo Grifo (10.) und Leipzigs Kapitän Dominik Kaiser getroffen (56.).
Dabei ist Petersen, der die Torschützenliste mit 16 Toren anführt und in Freiburg derzeit trotzdem nur Einwechselspieler ist, immerhin im Harz aufgewachsen. Massive Schneefälle dürfte er aus Wernigerode also kennen. Doch was die Langläufer am Montag rund um den Feldberg in helle Freude versetzte, machte die Fußballspieler im Freiburger Osten tieftraurig: So etwas wie schöner Kombinationsfußball war auf dem verschneiten Rasen undenkbar, stattdessen flogen die Bälle oft hoch und weit von einer Spielfeldhälfte zur nächsten.
Damit die Spieler nicht ganz die Orientierung verloren, wurden die Linien immer wieder in Orange nachgezeichnet. »Schade, dass dieses herbeigesehnte Spiel unter diesen Bedingungen stattfinden musste«, seufzte Leipzigs Trainer Ralf Rangnick, der zu gerne gesehen hätte, wie sich die seiner Ansicht nach spielstärksten Teams der Liga unter normalen Bedingungen duellieren. »Das war ja eher eine Schneeballschlacht.«
Die Zuschauer kamen trotzdem auf ihre Kosten. Trotz der widrigen Umstände sahen sie ein temporeiches, teilweise auch hochklassiges Fußballspiel mit ein paar Spielern hüben wie drüben, die für die Zweite Liga eindeutig überqualifiziert sind. Emil Forsberg oder der kaum zu kontrollierende Yussuf Poulsen wären da zum Beispiel auf Leipziger Seite zu nennen. Oder Freiburgs Vincenzo Grifo, der manchmal noch zu eigensinnig agiert, aber ein Mann ist, der Spiele alleine entscheiden kann. Neun Tore hat auch er nun schon erzielt.
Allzu optimistische Aussagen waren nach dem Spiel allerdings auch dem Freiburger Offensivmann nicht zu entlocken. Offiziell will man weder den Sieg gegen die Übermannschaft der Zweiten Liga noch die Tatsache, dass man nun vier Spiele in Serie gewonnen hat, als Indikator für den Aufstieg werten. Dass man die »Quälgeister« aus Nürnberg, die seit 16 Ligaspielen ungeschlagen sind, auf Drei-Punkte-Distanz halten konnte, fand Stürmer Petersen aber dann doch ein gutes Zeichen: »Jedes Mal, wenn der Club vorgelegt hat, haben wir in den letzten Wochen nachgezogen.«
Für RB-Trainer Rangnick, der einen ähnlichen Fußball spielen lässt wie der Sportclub, wäre es sowieso wünschenswert, dass beide Kontrahenten vom Montagabend ab kommendem August gemeinsam in der 1. Bundesliga spielen - nicht nur, weil im Sommer Schneefälle eher unwahrscheinlich sind: »Ich hoffe, dass wir uns nächstes Jahr wiedersehen«, sagte Rangnick. »Wenn das passiert, können wir davon ausgehen, dass es eine Liga höher ist.«
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