Der Schmerz geht schnell vorbei

Biathlet Martin Fourcade gewinnt auch sein viertes WM-Rennen in Oslo

Die Dominanz des Franzosen Martin Fourcade ist erdrückend. Im vierten Rennen feierte er seinen vierten Sieg. Am Wochenende könnte er Historisches erreichen.

Es gab mal eine Zeit, da war Martin Fourcade der beste Biathlet der Welt, doch bei Großereignissen konnte man ihn hier und da noch mal besiegen. Als der Franzose bei den Weltmeisterschaften 2013 in Nove Mesto na Morave in der Mixed-Staffel, dem Sprint und tags darauf in der Verfolgung jeweils auf Platz zwei verwiesen wurde, schwor er sich etwas: »So etwas passiert mir nie wieder«, sagte Fourcade, nachdem er auf der Ziellinie zum dritten Mal von Emil Hegle Svendsen hauchdünn überflügelt worden war. Fourcade sollte Recht behalten. 2014 gewann er zwei olympische Goldmedaillen, ein Jahr später wurde er wieder Weltmeister, und nun, drei Jahre nach Nove Mesto, dominiert er die Biathlonwelt bei den Weltmeisterschaften in Svendsens norwegischer Heimat: vier Rennen, viermal Gold.

Fourcade könnte in Oslo Historisches gelingen. Damals in Tschechien gewann Svendsen ebenso viermal Gold, wie auch Ole Einar Björndalen 2005 und 2009. Beide könnte Fourcade mit einem weiteren Sieg am Samstag in der Staffel oder am Sonntag im Massenstart als erfolgreichster Athlet bei einer WM überflügeln. Niemand zweifelt daran, dass ihm das am Holmenkollen gelingen kann.

Nach Siegen in der Mixed-Staffel, dem Sprint und der Verfolgung verwies der 27-Jährige am Donnerstag im längsten Einzelrennen der Männer über 20 Kilometer die Österreicher Dominik Landertinger und Simon Eder auf die Plätze. Beide hatten alle 20 Schüsse getroffen - im Gegensatz zu Fourcade. Der aber konnte die Strafminute für einen Fehler beim Stehendschießen in der Loipe wieder aufholen. »Physisch war dies das härteste WM-Rennen, aber gestern hat mir ein Teamkamerad noch eine Nachricht geschickt, in der stand: ›Der Schmerz geht vorbei, doch die Zufriedenheit bleibt für immer.‹ Daran habe ich gedacht, als ich auf der Strecke große Schmerzen hatte. Das hat geholfen«, sagte Fourcade dem ZDF.

Im Moment des erneuten Triumphs zeigte sich der Franzose weniger kämpferisch als in Nove Mesto. Er schlug diesmal bescheidene Töne an: »Es gehört viel dazu, um viermal zu gewinnen. Man muss gut vorbereitet sein, gesund bleiben, ein gutes Team um sich haben und immer gute Ski gestellt bekommen. Man kann das alles unterschätzen, aber ich weiß dass ich viel Glück hatte diese Woche.«

Viel Pech hatte Norwegens Favorit Johannes Tignes Bö, der nach Sprint und Verfolgung zum dritten Mal infolge Vierter wurde. »Zum Glück feuern mich die Norweger trotzdem an«, sagte Fourcade. »Selbst wenn ich ihre Helden besiege, fühle ich mich nicht wie der Staatsfeind Nummer eins. Ich liebe Norwegen, deshalb ist mir das sehr wichtig.«

Die deutschen Athleten zeigten gute Leistungen, konnten in den Kampf um die Medaillen aber erneut nie wirklich eingreifen. Erik Lesser kam mit einer Strafminute als bester von ihnen auf Platz sieben: »Ich konnte die Geschwindigkeit am Ende nicht halten. Auch ohne Fehler hätte es nicht zur Medaille gereicht. Mit Platz sieben kann ich aber zufrieden sein«, sagte der Thüringer.

Andreas Birnbacher lief derweil auf Platz neun und qualifizierte sich dadurch für das Massenstartrennen, das nach dem angekündigten Karriereende das letzte seiner Laufbahn wäre. »Es war sehr hart. Ich habe in den letzten Tagen viel Revue passieren lassen. Hier in Oslo habe ich meinen ersten Sieg gefeiert. Mental war es ein Auf und Ab. Manchmal ist man wehmütig, dann wieder gut drauf«, beschrieb Birnbacher seine Gefühle in den vergangenen Tagen. Da auch alle anderen vier deutschen WM-Starter qualifiziert sind, ist sein Start am Sonntag noch nicht sicher.

Simon Schempp lief bei zwei Fehlern diesmal ungewohnt langsam und erreichte Platz 16. Läuferisch wäre somit nur Benedikt Doll in der Lage gewesen, Fourcade an diesem Tag zu besiegen. Dafür hätte er fehlerfrei bleiben müssen, doch er schoss dreimal daneben und belegte Platz 13.

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