Zwei Todesfälle in abgelegener Gegend

Garry Disher mach seinem Ruf als bekannter australischer Krimiautor alle Ehre

  • Fokke Joel
  • Lesedauer: 3 Min.

Ein kleines Kaff im australischen Outback, drei Stunden von Adelaide: ein paar Häuser, eine Grundschule, ein Gemischtwarenladen und ein Landwirtschaftsmarkt. Und eine Polizeistation, in die nur ledige Polizisten versetzt werden oder solche mit Dreck am Stecken - solche wie Paul Hirschhausen, genannt »Hirsch«. Er hatte Kollegen verraten, die die Hand aufgehalten haben. Aber alle sind davon überzeugt, dass auch er korrupt ist und sich nur geschickt aus der Affäre gezogen hat, indem er sich an die interne Ermittlung wandte.


Gary Disher: Bitter Wash Road. Kriminalroman.
A. d. Engl. v. Peter Torberg. Unionsverlag. 352 S., geb., 19,95 €.


Im Roman »Bitter Wash Road« des australischen Schriftstellers Garry Disher drückt sich die Vereinzelung des modernen Lebens in der Verlorenheit des Helden aus. Der wohnt hinter dem Dienstzimmer der Polizeistation in einem Wohnzimmer mit Kochnische, Bad und Schlafzimmer.

Der erste Einsatz kommt für Hirsch per Telefon, von Seargent Kropp, seinem neuen Vorgesetzten in Redruth, der nächstgrößeren Stadt. Auch der hält ihn für einen Verräter und lässt es ihn immer wieder spüren. Schüsse an der Bitter Wash Road, sagt Kropp, gemeldet von Touristen, die dort eine alte Blechhütte fotografieren wollten. Und schon beginnt die Geschichte.

Garry Disher, geboren 1949, aufgewachsen im südlichen Australien, ist einer der bekanntesten Krimiautoren des Landes und wurde schon zwei Mal mit dem Deutschen Krimipreis geehrt. Ein souveräner Erzähler, der genau weiß, was er erwähnen muss und was nicht.

Mit kurzen Beschreibungen lässt er den Leser eintauchen in jene abgelegene Gegend, wo sich Kaninchen und Schafe gute Nacht sagen. Paul Hirschhausen zeichnet er so, dass er zur Identifikation einlädt, trotzdem aber noch genügend Ecken und Kanten aufweist, um nicht als Wunschfantasie zu langweilen. So hatte Hirsch zwar seine Kollegen bei der Internen angeschwärzt, aber letztlich teilte auch er ihre Verachtung für »die schwache, voreingenommene, ungerechte Art der Gerichte, Richter, Rechtsverdreher. Er konnte verstehen, warum man nach Abkürzungen suchte, nach laxen Regelauslegungen, um Gerechtigkeit zu erzielen. Oder um jemanden wenigsten zu bestrafen.«

Auch die anderen Figuren, die sich Garry Disher ausgedacht hat, sind lebendig gezeichnet. Die meisten, denen Hirsch begegnet, sind nicht gerade Sympathieträger. »Ständig hatte er mit Männern und Frauen zu tun, die die emotionale Intelligenz eines Betonklotzes hatten, aber es überraschte ihn jedes Mal.«

Es dauert lange, bis er in Tiverton auf jemanden trifft, der ihm nicht misstraut. Der ihn bei der Aufklärung des Todes zweier Frauen mit Informationen weiter hilft. Zwei Tode, die aussehen wie ein Unfall und ein Selbstmord. Allerdings hat die Polizei wegen Kropp und seinen Männern in der Gegend auch einen schlechten Ruf.

Stecken sie vielleicht hinter den Toten oder doch Pullar und Hanson, zwei immer noch nicht gefasste Sexualverbrecher? Ein Mädchen und ein Junge wollen deren schwarzen Chrysler gesehen haben. Das Genre verlangt nach Handlung. Garry Disher liefert sie. Und zwar so, dass sie plausibel erscheint, und die Spannung nicht nachlässt. Dabei nimmt er den Leser mit auf eine Reise durch die aus-tralische Provinz.

Er zeichnet das Bild einer widersprüchlichen Gesellschaft; einer Gesellschaft, in dem die äußerliche Erscheinung der Menschen nicht immer zu ihrem Inneren passt und umgekehrt. Menschen, die an diesen Widersprüchen zu zerbrechen drohen. Und die Verbrechen begehen. Ein gelungener Krimi, ein Krimi mit Hintergrund.

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