Ausgebeutet, missbraucht und gefeuert
Ausländische Haushaltskräfte sind in der Golfregion ihren Chefs fast schutzlos ausgeliefert
In der Golfregion sind geschätzte elf Millionen Menschen als Haushaltshilfen tätig. Sie gelten als Rückgrat nicht nur der Familien, sondern auch der gesamten Wirtschaft. Trotzdem sind sie Menschen zweiter Klasse, die nur wenig rechtlichen Schutz genießen. Laut der Hilfsorganisation Migrant-Rights.org beträgt ihr durchschnittlicher Monatslohn 100 US-Dollar (92 Euro). Die Niedriglohnarbeiter stammen in erster Linie aus Südasien und Afrika. Dortige Regierungen haben sich wegen der zunehmenden Gewalt gegen ihre Bürger beschwert, so dass die Behörden nun reagieren - sowohl in der Strafverfolgung als auch der Gesetzgebung.
So wurde erst kürzlich eine 35-jährige Frau in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verurteilt, nachdem sie ihre aus Bangladesch stammende 21-jährige Haushaltshilfe erschlagen hatte. Und im Juni vergangenen Jahres wurde in Kuwait ein neues Gesetz verabschiedet, das Haushaltsangestellten, also auch Köchen, Kindermädchen, Gärtnern oder Fahrern, neue Rechte zuspricht. Demnach gilt nun die Sechs-Tage-Woche für sie, 30 Tage bezahlter Urlaub und eine maximale Arbeitsdauer von zwölf Stunden pro Tag. »Kuwaits Parlament hat einen großen Schritt unternommen, indem Haushaltsangestellte erstmals Arbeitsrechte erhalten«, meint Rothna Begum, die sich bei Human Rights Watch mit den Problemen von Frauen in der Region beschäftigt.
Allerdings gehen viele Veränderungen nicht weit genug. So haben die VAE im November ein Gesetz zum Schutz von ausländischen Arbeitskräften verabschiedet. Haushaltsangestellte wurden davon jedoch ausgenommen. Human Rights Watch weist zudem darauf hin, dass das Visum für die Hilfskräfte an einen bestimmten Arbeitgeber gebunden ist, ein Arbeitsplatzwechsel also nur bedingt möglich ist. In den VAE seien zudem Hunderte eingewanderte Frauen ins Gefängnis gesteckt wurden, nachdem sie vergewaltigt wurden oder einvernehmlichen Sex hatten.
Nach Berichten über den Missbrauch von Hausangestellten in Saudi-Arabien hat Uganda kürzlich seinen Bürgern verboten, entsprechende Arbeitsstellen in dem Königreich anzunehmen. Dabei war erst sechs Monate zuvor eine Vereinbarung getroffen worden, die es Bürgern aus Uganda erlaubt hatte, in saudi-arabischen Haushalten zu arbeiten. Das ostafrikanische Land hatte sich erhofft, einen Teil der neun Milliarden US-Dollar einzustreichen, welche die 1,5 Millionen ausländischen Haushaltskräfte jedes Jahr von Saudi-Arabien aus in ihre Heimatländer schicken. Doch auch das Geld konnte nicht verhindern, dass im vergangenen Jahr 530 000 ausländische Haushaltskräfte von ihrem Arbeitsplatz aus dem Land geflohen sind, wie Awadh Al-Asmary von der Beratenden Versammlung Saudi-Arabiens erklärte.
Unter besonderer internationaler Beobachtung steht Katar, Ausrichter der Fußballweltmeisterschaft 2022. Das Land hat zwar neue Regeln zum Schutz von Arbeitskräften verabschiedet. Ausländische Haushaltskräfte profitieren allerdings noch nicht von höheren Löhnen und Vertrags- sicherheit. Ihre durchschnittlich 60 wöchentlichen Arbeitsstunden sind mehr als in jedem anderen Land.
Überraschend ist, dass die meiste Gewalt gegen Haushaltskräfte von Frauen ausgeht. »Mehr als 75 Prozent solcher Fälle im Haushalt sind vom weiblichen Haushaltsvorstand zu verantworten«, erklärt Professor Ray Jureidini von der Hamad Bin Khalifa University in Doha.
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