Ostermarschierer demonstrieren wieder für Frieden
250 fordern in Chemnitz ein Ende der weltweiten Gewalt / 200 Menschen protestieren vor Urananreicherungsanlage in Gronau / Bundesweite Aktionen in Dortmund, Stuttgart und Dutzenden weiterer Städte
Berlin. Friedensaktivisten haben auch in diesem Jahr an verschiedenen Orten Deutschlands mit den traditionellen Ostermärschen begonnen. Unter der Losung »Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg« demonstrierten sie für Abrüstung und Entmilitarisierung und warnten vor einer Neuauflage des Kalten Krieges. Neben den Märschen gab es auch Mahnwachen, Kundgebungen und Friedensgottesdienste.
In Chemnitz demonstrierten etwa 250 Menschen für Frieden und ein Ende der Gewalt. Beim traditionellen Ostermarsch durch die Stadt forderten sie angesichts der aktuellen Krisen ein Ende der Waffenexporte, einen anderen Umgang mit Migranten in Deutschland und ein Umdenken in der Außenpolitik. Sie müsse sich auf Frieden orientieren, »statt jeden Konflikt mit militärischen Mitteln zu lösen«, sagte Hubert Gintschel, Sprecher der Chemnitzer Friedensinitiative. Das sei eine der Ursachen für Terroranschläge wie in Brüssel, die von den Ostermarsch-Teilnehmern als »verbrecherisch« verurteilt wurden.
Die Demonstranten verlangten zudem, sich mit den Ursachen der Flüchtlingskrise zu beschäftigen: Krieg, Hunger, Elend und Perspektivlosigkeit in den Herkunftsländern. Laut Veranstalter gab es diesmal mehr Zulauf als im vergangenen Jahr. »Die Gesamtsituation treibt die Menschen raus«, sagte Gintschel. Allerdings war der Anteil junger Leute unter den Teilnehmern sehr gering. »Das ist bedauerlich.«
Friede den Flüchtenden
Die Ostermärsche sind nicht unterzukriegen. Bundesweit sind in diesem Jahr rund 60 Demonstrationen und Kundgebungen angekündigt. Viele Aktionen nehmen das Thema Flucht und Asyl in den Blick.
In Baden-Württemberg versammelten sich nach Angaben der Veranstalter am Karfreitag etwa 50 Menschen vor der US-Kommandozentrale AFRICOM in Stuttgart-Möhringen. »Mit einer Mahnwache und Kranzniederlegung gedachten wir den Opfern von Drohnen und Krieg und forderten die Schließung des AFRICOM«, erklärte der Sprecher der ökumenischen Aktion Ohne Rüstung Leben, Paul Russmann. AFRICOM steuert US-Militäreinsätze auf dem afrikanischen Kontinent.
Weitere Aktionen gab es in Dortmund und im hessischen Bruchköbel bei Hanau, wie das Netzwerk Frieden und Zukunft mitteilte. Im nordrhein-westfälischen Gronau versammelten sich rund 200 Friedensaktivisten vor der dortigen Urananreicherungsanlage und forderten die Vernichtung aller Atomwaffen. Insbesondere Deutschland müsse atomwaffenfrei werden.
Mit den Osteraktionen wollen die Teilnehmer nach Angaben des zentralen Netzwerks Friedenskooperative auch auf die Ursachen für die Flucht hunderttausender Menschen nach Europa hinweisen. Kritik gab es an der Türkei, die keinen Beitrag zur Konfliktbeilegung leiste. In Biberach in Baden-Württemberg wurde zu einer Mahnwache »Die Flüchtlinge, der Frieden und wir« aufgerufen.
Für Samstag sind im Rahmen der Ostermärsche nach Angaben der Veranstalter Aktionen in Rostock, Kiel, Lübeck, Bremen, Hannover, Berlin, Leipzig, Köln, Würzburg und München geplant, außerdem in zahlreichen weiteren Städten. Die Osteraktionen werden bis Ostermontag fortgesetzt. Agenturen/nd
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