FBI knackt Apple-Daten ohne Hilfe

Konzern kritisiert Prozess um Passwortherausgabe

  • Lesedauer: 2 Min.

Los Angeles. Nach wochenlangem Streit mit Apple ist es der US-Bundespolizei FBI gelungen, das Smartphone eines Attentäters ohne Hilfe des Technologiekonzerns zu knacken. Die US-Regierung benötige die Unterstützung des Technologiekonzerns nicht mehr und verzichte auf weitere gerichtliche Schritte, teile das Justizministerium am Montag (Ortszeit) mit. Apple hatte sich zuvor einer gerichtlichen Anordnung widersetzt, dem FBI bei der Entschlüsselung des iPhones von Sayed Farook zu helfen.

Farook hatte Anfang Dezember mit seiner Ehefrau bei einem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Das US-Justizministerium versuchte seit Mitte Februar, Apple zur Entschlüsselung des iPhones zu zwingen. Der Konzern weigerte sich jedoch trotz einer gerichtlichen Anordnung.

In der vergangenen Woche hatte das Justizministerium mitgeteilt, von dritter Seite Tipps erhalten zu haben, wie die Passwort-Sperre auch ohne Mithilfe des Herstellers geknackt werden könne. Diese Methode war nun offenbar erfolgreich. Die Ermittlungsbehörden hätten das iPhone entsperrt, erklärte die zuständige Staatsanwältin Eileen Decker. Wer dem FBI half, blieb unklar. US-Medienberichten zufolge könnte es sich um israelische Spezialisten oder auch ehemalige Apple-Mitarbeiter handeln. Auch, was die Ermittler auf dem iPhone fanden, wurde nicht mitgeteilt.

Apple erklärte in einer ersten Reaktion auf die jüngste Entwicklung, dass das FBI den Fall niemals hätte vor Gericht bringen dürfen. »Apple glaubt fest daran, dass die Menschen in den USA und in der ganzen Welt ein Recht auf Datenschutz, Sicherheit und Privatsphäre haben. Das Eine für das Andere zu opfern, setzt Menschen nur noch größerer Gefahr aus.«

Auch Datenschützer begrüßten, dass Apple nicht vor Gericht dazu gezwungen wurde, das Telefon zu entschlüsseln. »Die Glaubwürdigkeit des FBI hat einen neuen Tiefpunkt erreicht«, erklärte Evan Greer von der Organisation »Fight for the Future«. Die Ermittler hätten das Gericht und die Öffentlichkeit belogen, um einen »gefährlichen Präzedenzfall zu schaffen, der uns alle weniger sicher gemacht hätte«. AFP/nd

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